Opernfestspiele in Aix-en-Provence:Der Mensch kann nicht nur foltern

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Die grandiose Marianne Crebassa als namenlose "Frau" in George Benjamins "Picture a day like this". (Foto: Jean-Louis Fernandez)

George Benjamins grandiose Oper "Picture a day like this" und Simon McBurneys artistischer "Wozzek": Die Opernfestspiele in Aix-en-Provence zeigen Wundervolles.

Von Reinhard J. Brembeck

Eine Frau steht allein auf der Bühne. Unsentimental schlicht singt sie, dass ihr Kind gestorben sei, als es gerade die ersten Sätze zu sprechen begann. Es ist die absolute Horrorvorstellung eines jeden, der Kinder hat. Dann beginnt sie, die die Partitur "Frau" nennt und von der grandiosen Marianne Crebassa gegeben wird, eine nur 70 Minuten lang währende Suche, bei der Librettist Martin Crimp aktuell relevante Themen anschneidet. Und George Benjamin beweist mit knappen, herben Miniaturen, dass er der derzeit beste Opernkomponist ist. Dieses Werk aus Gefühlstiefe, humanistischer Kunstfertigkeit und expressiver Formstrenge heißt "Picture a day like this", es ist eine spirituelle Feengeschichte. Die Frau bringt es nicht fertig, auch nur einen glücklichen Menschen zu finden, um so ihren Sohn zu retten, sie reift aber an der heillosen Welt.

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