Neu im Kino:Unwiderstehliche Weiblichkeit

"Carol" zeigt die Liebe zwischen zwei Frauen im New York der Fünfziger Jahre. In "Unsere kleine Schwester" werden vier Schwestern Best Buddies.

Filmkritiken von den SZ-Autoren

Madame Bovary

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(Foto: dpa)

Draußen schlammige Straßen, drinnen edle Leuchter und Vasen. Zwischen dem kleinbügerlich deklassierten und dem aufsteigenden bourgeoisen Frankreich arbeitet sich Flauberts Madame Bovary ab, Mia Wasikowska verkörpert sie in der Verfilmung von Sophie Barthes, sie ist nun erwachsen geworden und von audreyesker Schönheit, und es zerreißt einem das Herz, wenn keiner der Männer um sie her auf ihre Naivität und Liebesbereitschaft zu reagieren bereit ist, wie sie sich abhetzt, bis sie waidwund schließlich zu Boden sinkt.

Der Junge und die Welt

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(Foto: Les Films du Préau)

Bahngleise verwandeln sich in Regentropfen und riesige Containerschiffe schippern in Form von stählernen Enten über das Meer: im Animationsfilm des brasilianischen Regisseurs Alê Abreu sprechen die Bilder für sich. Denn ohne ein einziges Wort erzählt er die Geschichte eines kleinen Jungen, der sich auf eine abenteuerliche Reise begibt, um seinen Vater zu suchen. Mit kindlichen Zeichnungen, Collagen und realen Filmschnipseln zeichnet er die Schattenseiten einer kapitalistischen Welt nach, die Menschen und Ressourcen gleichermaßen verschlingt, ohne dabei die schönen Dinge des Lebens aus den Augen zu verlieren.

Carol

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(Foto: AP)

Ein bezauberndes kleines Kinowunder, nach dem Roman von Patricia Highsmith. In den whiskeyvernebelten Fünfzigern verlieben sich im New Yorker Vorweihnachtschaos zwei Frauen (Cate Blanchett, Rooney Mara) ineinander, müssen ihre Affäre aber heimlich ausleben. Todd Haynes inszeniert diese Geschichte als zärtliches Melodram über Sehnsucht,Verführung und Einsamkeit. Eine ausführliche Videorezension sehen Sie hier.

Die Kinder des Fechters

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(Foto: dpa)

Anmut und Ritterlichkeit des Fechtens contra Vulgarität der Bürokraten. Vor Stalins Geheimpolizei fliehend wird Endel (Märt Avandi) 1952 Lehrer in Estland und begeistert die Kinder für den Fechtsport. Die Zeichnung der politischen Hintergründe bleibt formelhaft, doch die Geschichte vom Fechtunterricht als Akt des Widerstands erzählt der Finne Klaus Härö mit tänzerischer Finesse und schönem Freiheitspathos.

Unsere kleine Schwester

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(Foto: Pandora Filmverleih)

Schöne Mädchen schöne Sachen machen lassen, in Japan, in Kamakura, dem kleinen Städtchen am Meer, wo Ozu begraben liegt ... Drei Schwestern leben dort in einem alten Haus, und nach der Beerdigung ihres Vaters, der sie vor vielen Jahren verlassen hatte, holen sie noch ihre Halbschwester dazu. Eine fröhliche Truppe, ohne familiär bedrängende Strukturen, Schwestern als buddies. Hirokazu Kore-eda ist ein kleiner Meister in der delikaten Balance zwischen Gestern und Morgen, Trauer und Freude, Einsamkeit und Gemeinschaft, dem Leben und dem Tod.

Star Wars: Das Erwachen der Macht

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(Foto: dpa)

Die dunkle Seite der Macht, die einst durch Darth Vader und sein Imperium vertreten wurde, ist wieder erstarkt in Form der "First Order", der Ersten Ordnung. Der macht nun Jagd auf den verschwundenen Jedi Luke Skywalker - um ihn zu töten und den Jedi-Mythos endgültig zu zerstören. Regisseur J. J. Abrams hat für den neuen "Star Wars"-Film genau die richtige Balance zwischen einer Verbeugung vor dem Mythos "Star Wars" und einer adäquaten Fortschreibung der Saga gefunden, ohne sich dabei in sakraler Selbstheiligsprechung zu verheddern. Eine Videorezension finden Sie hier. Eine ausführliche Filmkritik lesen Sie hier.

Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft

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(Foto: 2015 Sony Pictures Releasing GmbH)

Eigentlich nicht schlecht, wenn man seine strenge Lehrerin neben die Stifte ins Federmäppchen schnallen kann. Sven Unterwaldt, der als Regisseur eine gewisse Vorliebe für Zwerge aller Art hegt, wirft sich in seiner Verfilmung von Sabine Ludwigs Kinderbuch mit spürbarem Vergnügen ins Spiel mit den Größenverhältnissen. Zusammen mit Axel Stein, Anja Kling und Justus von Dohnányi kreuzt er die realen Probleme mit Coming of Age und schulischen Missständen mit einer märchenhaften Abenteuergeschichte. Und Otto Waalkes zürnt und kichert dazu im Cameo-Auftritt vom Ölgemälde herab. Eine Videorezension zum Film sehen Sie hier.

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