Geschichte:Nathan, der Geächtete

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Geschichte: Eine restaurierte Fassung des Stummfilms "Nathan der Weise" vertreibt das Filmmuseum München.

Eine restaurierte Fassung des Stummfilms "Nathan der Weise" vertreibt das Filmmuseum München.

(Foto: Handout/picture-alliance/ dpa)

Als Nazis versuchten, eine Lessing-Verfilmung zu canceln: Schon Monate vor dem Hitlerputsch zeigten die Rechten im Februar 1923 ihre Macht in einem Kulturkampf.

Gastbeitrag von Michael Brenner

Der erste Akt des Hitlerputsches fand am 5. Januar 1923 im Münchner Residenztheater statt. Nazikrawalle störten die Uraufführung von Lion Feuchtwangers Stück "Der holländische Kaufmann". Die sich im Aufwind glaubende nationalsozialistische Bewegung wollte jüdische Autoren von deutschen Bühnen vertreiben. Für Feuchtwanger kam dies nicht ganz überraschend: Er hatte bereits 1920 in seiner Erzählung "Gespräche mit dem Ewigen Juden" vorausschauend davon gesprochen, wie eine Gruppe Rechtsradikaler eine Theatervorstellung verhinderte, wenn auch nicht eine von einem seiner eigenen Stücke. In seiner fiktiven Geschichte unterbrachen die Rechten Lessings dramatisches Gedicht "Nathan der Weise" mit dem Argument, "Lessing habe eigentlich Levi geheißen". Aber auch in Bezug auf Nathan wurde Feuchtwangers Schreckensvision vor 100 Jahren Wirklichkeit - allerdings nicht auf der Theaterbühne, sondern im Kinosaal.

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