Wien:Experten: Brahms teilweise noch immer unerforscht

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Das Grab von Johannes Brahms am Wiener Zentralfriedhof. (Foto: Albert Otti/dpa)

Das Leben des deutschen Komponisten Johannes Brahms (1833-1897) ist aus Sicht von Musikwissenschaftlern 125 Jahre nach seinem Tod in Wien noch immer nicht...

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Wien/Hamburg/Lübeck (dpa/lno) - Das Leben des deutschen Komponisten Johannes Brahms (1833-1897) ist aus Sicht von Musikwissenschaftlern 125 Jahre nach seinem Tod in Wien noch immer nicht ausreichend aufgearbeitet. Während die Biografien von Vorgängern wie Bach, Haydn oder Mozart umfassend erforscht seien, konzentriere sich die Wissenschaft bei Brahms vor allem auf sein musikalisches Werk, sagte Otto Biba, der ehemalige langjährige Chefarchivar der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, wo Brahms' Nachlass aufbewahrt wird.

Entgegen der Klischees sei der in der österreichischen Musikmetropole lebende Hanseat weder stets mürrisch noch stets erfolgreich gewesen. „Man muss den Menschen Brahms im Griff haben, um seine Werke zu verstehen“, sagte Biba der Deutschen Presse-Agentur.

Auch für den Leiter des Brahms-Instituts der Musikhochschule Lübeck, Wolfgang Sandberger, gibt es noch einiges geradezurücken und zu beleuchten. Wenn man sich mit dem jungen Brahms beschäftige, lasse sich das gängige Bild eines durch und durch bürgerlichen Komponisten nicht aufrechterhalten. „Er stammt aus bestenfalls kleinbürgerlichen Verhältnissen“, sagte Sandberger über Brahms, der 1833 im beengten Hamburger Gängeviertel geboren wurde.

Aus Sicht des Wissenschaftlers wäre auch eine Auseinandersetzung mit Brahms' Beziehung zu romantischer Literatur wichtig, um das Bild zu korrigieren, dass der Künstler stets nach absoluter Musik ohne äußere Einflüsse gestrebt hätte. „Diese Klischees funktionieren mit Blick auf den jungen Brahms nicht“, sagte Sandberger.

Brahms, der eng mit der Musikerkollegin Clara Schumann befreundet war, hinterließ unter anderem vier Symphonien sowie ein umfangreiches Werk an Liedern, Chorstücken und Klaviermusik. Zu seinen bekanntesten Melodien zählen das „Wiegenlied“ (Guten Abend, gut’ Nacht) und die „Ungarischen Tänze.“

© dpa-infocom, dpa:220401-99-754441/4

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