Leipzig:Museen gefordert: Hoffen und Bangen um Ausstellungen

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Abgesagt, verschoben, verkürzt: Sachsens Museen ziehen für das Ausstellungsjahr 2020 eine sehr gemischte Bilanz. Das sei die optimistische Sicht, sagte die...

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Dresden/Leipzig/Chemnitz (dpa/sn) - Abgesagt, verschoben, verkürzt: Sachsens Museen ziehen für das Ausstellungsjahr 2020 eine sehr gemischte Bilanz. Das sei die optimistische Sicht, sagte die Vorsitzende des Sächsischen Museumsbundes, Sabine Wolfram, der Deutschen Presse-Agentur. Der vielfach sehr gute Start habe am 14. März „ein jähes Ende“ gefunden. Konnte im ersten Lockdown Liegengebliebenes aufgearbeitet werden, so sei nun „ein Ende der Schließung nicht abzusehen“. Besucherzahlen und Einnahmen liegen überall weit hinter den Erwartungen - und mit Blick auf 2021 herrscht Ungewissheit.

Wolfram befürchtet angesichts der aktuellen Situation auch Schließungen, konkret gebe es dafür aber keine Anhaltspunkte. „Im nächsten Herbst 2021 wissen wir mehr.“ Hinter den Kulissen werde weiter gearbeitet - an neuen Ausstellungen oder den Dauerausstellungen, an der Sammlung oder an der Etablierung neuer digitaler Angebote.

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) rechnen für 2020 mit nur 40 Prozent der ursprünglich geplanten Erlöse. Der erneute Lockdown habe den positiven Trend gen 60 Prozent bei den Besucherzahlen zunichte gemacht, wie Generaldirektorin Marion Ackermann sagte. Nun ruhten alle aktuellen Dauer- und Sonderausstellungen, wie „Crossing Borders“. Die Schau im 300. Jubiläumsjahr des Kupferstich-Kabinetts harrt hinter verschlossenen Türen mit rund 80 Werken etwa von Joseph Beuys, Marina Abramovic und Nancy Spero.

Trotz aller derzeitigen Unsicherheit planen die SKD weiter für 2021 und hoffen, dass dann auch Verschobenes stattfinden kann. „Wir sind bestrebt, keine Projekte abzusagen, sondern prüfen mit den Leihgebern, ob eine Verschiebung denkbar wäre“, sagte Ackermann. So ist die große Romantik-Ausstellung „Träume von Freiheit“ in der Moskauer Tretjakow-Galerie nun vom 22. April bis 8. August 2021 terminiert - und die größte Schau zu dem holländischen Barockmaler Johannes Vermeer (1632-1675) in Deutschland vom 4. Juni bis 12. September 2021 in Dresden.

Fotograf Andreas Gursky hat seine erste Einzelausstellung im Osten Deutschlands noch eingerichtet, die Eröffnung im Museum der bildenden Künste Leipzig Anfang Dezember fiel aus. Sie werde nachgeholt, „sobald es eine sichere Öffnungsperspektive für die Museen gibt“, sagte eine Sprecherin. Das MdbK plant für 2021 flexibel - auch „Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker“ und „Martin Kippenberger. Metro-Net“ warten noch auf konkrete Daten.

Über 71 000 Besucher trotz der Einschränkungen 2020 zeigten, „wie wichtig den Menschen die Begegnung mit der Kunst ist“ und unterstrichen die gesellschaftliche Relevanz von Museen, sagte die MdbK-Sprecherin. Nicht eröffnete oder geschlossene Schauen konnten verlängert oder nachgeholt werden. Unisono helfen digitale Kanäle und Formate, um den Kontakt zum Publikum zu halten und Neugier zu wecken.

Die Kunstsammlungen Chemnitz hat die Pandemie ausgerechnet im 150. Jahr ihres Bestehens getroffen. Das „schmerzt natürlich“, sagte Generaldirektor Frédéric Bußmann. Schon im Frühjahr musste umgeplant und modifiziert werden. „#postponed dürfte der Hashtag der Jahre 2020 und 2021 sein, was den Ausstellungsbetrieb angeht.“ Am Programm wird festgehalten. Aber wenn Folgeprojekte nicht verschoben werden könnten, sei auch die Schließung der schon aufgebauten fünf Präsentationen möglich, sagte Bußmann.

Museumsbundchefin Wolfram rechnet mittelfristig mit einer „Erholung“, sofern keine umfassenden Kürzungen Sonderschauen und Veranstaltungen verhindern. „Es hängt davon ab, wann die Museen wieder aufmachen können.“ Das Digitale sei zwar ein gängiger Weg, der wirkliche Museumsbesuch aber weiter „oberstes Ziel“.

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