"Mister Dynamit - Morgen küsst euch der Tod":Operation Hollywood

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Nein, der Chef hatte nichts dagegen. "Im Prinzip keine Bedenken", verfügte Gehlen zackig, aber: "Keine Aufnahme in der Zentrale. Zufahrt zur Zentrale und Tore von Außen ja." Historiker Bodo Hechelhammer findet, "dass die damals durchaus weit gedacht haben". Das Interesse an der Marketingidee sei allerdings "von außen geprägt" worden. Wusste beim BND bis zur Anfrage des Filmproduzenten niemand etwas von Super-Bob und seinen Erfolgen? Bis zu 200 000 Menschen besorgten sich einzelne "Dynamit"-Ausgaben am Kiosk. An Urban, "Agent mit der Code-Nummer 18", fiel eine tiefe Treue zum Nato-Bündnis auf. Und auch er hatte seinen eigenen Drink, den "Dynamit": vier Teile Bourbon, ein Teil trockener Wermut. Vermutlich gerührt.

In den USA wird die Wahrnehmung der Geheimdienste durch Filme und Fernsehserien heute mindestens so stark geprägt wie durch die tatsächliche Arbeit. Die CIA betreibt seit 1997 ein Büro für die Filmindustrie. Über die "Operation Hollywood" informierte 1999 die Washington Post: Ein früherer Undercover-Agent prüft Drehbücher, diskutiert mit Regisseuren, Drehbuchautoren, Studiomanagern. Stoffe, die der CIA schmeicheln, die ihre hochgerüsteten Spione als gute Kerle und Helden inszenieren, werden mit Geld, Know-how und Material unterstützt.

Auf diese Weise versucht die CIA hin und wieder, ihr negatives Image zu korrigieren. Möglich wurde das, weil die Agency über ein Budget von 14 Milliarden Dollar im Jahr verfügt und sich eine große PR-Einheit leisten kann. Viele Amerikaner haben auch gar kein Problem mit den Geheimdiensten, die im Kampf gegen den Terror eine der Hauptaufgaben sehen.

Schlechte Erfahrungen mit Geheimdiensten

Die Deutschen haben andere Erfahrungen gemacht mit Geheimdiensten, erst mit der Gestapo, später mit der Stasi. Zurückhaltung und leises Auftreten zählt beim BND seit jeher zum Selbstverständnis. Um so überraschender wirkt im Rückblick der Versuch, eine Art deutschen James Bond auf die Leinwand zu bringen. Der für die Pressearbeit zuständige BND-Mitarbeiter war jedenfalls fasziniert von dieser Möglichkeit. Nach Lektüre des Drehbuches notiert er kurz und bündig: "BND = CIA".

Offenbar berauscht von der eigenen Idee hatte Filmproduzent Werner das Bundesverteidigungsministerium angeschrieben und behauptet: Die CIA habe seiner Filmcrew Hilfe zugesagt. Da kannte er die Dienste schlecht. "Mister Dynamit" wurde zum Thema bei den regelmäßigen Gesprächen zwischen BND und den amerikanischen Kollegen. CIA-Direktor Helms ließ mitteilen, von Bob Urban noch nie gehört zu haben. Das passte den deutschen Aufklärern ins Bild. Sie hatten Werner zuvor als "cleveren, skrupellosen Geschäftsmann" eingeschätzt. Deshalb durfte nicht einmal mehr auf der Zufahrt zum BND-Gelände gedreht werden.

Am Ende wurde das Projekt zu einem grandiosen Reinfall. Der in Spanien und München gedrehte Film war 1967 international ein Flop, das Publikum wollte lieber den echten James Bond sehen. Und Filmproduzent Werner wurde von Lex Barker sogar noch wegen ausstehender Gagen verklagt.

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