Stockholm:Literaturnobelpreis geht an Norweger Jon Fosse

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Der Norweger Jon Fosse (hier 2019 in Frankfurt) erhält den Literaturnobelpreis 2023. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Er wird für seine "innovativen Theaterstücke und Prosa ausgezeichnet, die dem Unsagbaren die Stimme geben".

Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an den norwegischen Autor und Dramatiker Jon Fosse. Er werde für seine "innovativen Theaterstücke und Prosa ausgezeichnet, die dem Unsagbaren die Stimme geben", wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mitteilte. Die Auszeichnung ist mit elf Millionen schwedischen Kronen dotiert, das sind etwa 950 000 Euro.

Jon Fosse schreibt vor allem Romane, zuletzt erschien von ihm "Ich ist ein anderer", eine "Heptalogie", besteht also aus sieben Büchern. Die ersten beiden, in einem Band zusammengefasst, waren im Herbst 2019 unter dem Titel "Der andere Name" auf Deutsch erschienen. Fosse schrieb auch etliche Dramen, die auf deutschen Bühnen oft inszeniert werden, so zuletzt am Deutschen Theater in Berlin, wo 2021 sein neuestes Stück "Starker Wind" zu sehen war.

Seit der ersten Vergabe 1901 ist die Schwedische Akademie für die Auswahl der Literaturnobelpreisträger zuständig. Sie kämpfte vor einigen Jahren mit einem Skandal um das damalige Akademiemitglied Katarina Frostenson und ihren wegen Vergewaltigung verurteilten Mann Jean-Claude Arnault. 2018 fiel die Verleihung wegen des Skandals aus und wurde ein Jahr später nachgeholt.

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Letzter deutschsprachiger Literaturnobelpreisträger war der wegen seiner Aussagen zu den Jugoslawienkriegen umstrittene Österreicher Peter Handke, dem der Preis 2019 zugesprochen wurde. Weitere ausgezeichnete Dramatiker waren etwa Elfriede Jelinek, Harold Pinter und Dario Fo.

2020 und 2021 wurden mit der US-Poetin Louise Glück und dem tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah zwei überraschende Preisträger ausgezeichnet, ehe sich die Akademie 2022 auf die Weltliteratin Annie Ernaux verständigte.

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Von Peter Laudenbach

Der Literaturnobelpreis wird traditionell als vierter der Nobelpreise bekannt gegeben. Von Montag bis Mittwoch waren bereits die Preisträgerinnen und Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie gekürt worden. Am Freitag folgt der Friedensnobelpreis, der als einziger nicht im schwedischen Stockholm, sondern im norwegischen Oslo verkündet wird. Feierlich überreicht werden die Preise am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel.

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