Kurzkritiken der Woche:Held eines bürgerlichen Glücks

In "Fast & Furious 7" herrscht trotz atemberaubender Stunts Melancholie - nach Paul Walkers Unfalltod ist der Film Abschied und Trost zugleich. Welche Filme sich lohnen - und welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Best Exotic Marigold Hotel 2

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(Foto: Twentieth Century Fox)

Nach dem Überraschungserfolg seiner Romanverfilmung nimmt John Madden die bewährten Fäden wieder auf und verwebt sie mit ein paar neuen. Das indische Altershotel soll mit Hilfe amerikanischer Investoren expandieren und das exotische Abenteuer der britischen Senioren verwandelt sich mit neuen Perspektiven für Liebe und Beruf in gelungene Integration. Dabei lebt der Mix aus Silver-Ager-Komödie, Hoteldrama und Bollywood-Musical vom unangestrengten Charisma der Stammriege um Judi Dench, Maggie Smith, Bill Nighy und Dev Patel, die Richard Gere mit amerikanischem RomCom-Duft anreichert.

Das blaue Zimmer

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(Foto: Alfama Films)

Heimliche Liebe im blauen Hotelzimmer, eine Ehebrecheretüde von Georges Simenon, mit aufregend beiläufiger Intensität verfilmt - und verkörpert - vom Schauspieler Mathieu Amalric. Verrückte Gewächse, die ganze Simenon-Palette, Leere des Alltags, Nervosität des Glücks, Gift, Verhaftung, bohrende Befragung. Die Farben spielen verrückt, ein blauer Bikini, das grüne Kreuz einer Apotheke, ein roter Blutstropfen auf weißem Linnen ...

Everything Will Be Fine

3 / 8
(Foto: Donata Wenders)

So bewegend nah war Wim Wenders seinen Herzensthemen schon lange nicht mehr (hier lesen Sie das SZ- Interview mit dem Regisseur). Ein tragischer Unfall lässt den Schriftsteller Tom (James Franco) unschuldig schuldig werden. Wie kann er nach dem Trauma seine Lebensspur neu finden? Existentieller Thriller, geflüstertes Kammerspiel in 3D, im Zentrum steht der Mann, aber die Frauen (bezaubernd: Charlotte Gainsbourg, Marie-Josée Croze) sind die rettenden Engel. Eine Filmrezension im Video sehen Sie hier.

Fast and Furious 7

4 / 8
(Foto: Universal Pictures International France)

Wieder ist die Tuning-Bruderschaft unterwegs, diesmal lässt sie unter der Regie von James Wan ihre Autos fliegen. Trotz atemberaubender Stunts am Steuer herrscht Melancholie, denn für Paul Walker, dabei seit Folge 1, war es der letzte Auftritt - er verunglückte 2013 tödlich, noch vor Abschluss der Dreharbeiten. Der Film ist nun Abschied und Trost zugleich: Er macht Walker zum Helden eines bürgerlichen Glücks. Eine ausführliche Filmrezension lesen Sie hier.

Gespensterjäger

5 / 8
(Foto: dpa)

Ein ängstlicher kleiner Junge, eine griesgrämige gefeuerte Gespensterjägerin und ein grünglibbriges freundliches Gespenst verbünden sich gegen das böse Frostmonster, das die Welt mitten in den Sommerferien mit einer Eisschicht überzieht. Die Verfilmung eines Cornelia Funke-Frühwerks wird unter der Regie von Tobi Baumann zum Hybriden zwischen großangelegt amerikanischem Gespensterkino im Stil von "Men in Black" und "Ghostbusters" und bravem deutschen Kinderfilm mit deutschen Komödienstars wie Bastian Pastewka, Christian Ulmen, Anke Engelke und Karoline Herfurth.

Mara und der Feuerbringer

6 / 8
(Foto: Constantin Film)

Nein, einfach hat es die 14-jährige Mara nicht. In der Schule wird die schüchterne Einzelgängerin gemobbt, zu Hause drangsaliert sie ihre esoterische Mutter, dann soll sie auch noch eine altnordische Seherin sein. Der Münchner Autor und Regisseur Tommy Krappweis (Schöpfer u.a. von "Bernd das Brot") verfilmte in "Mara und der Feuerbringer" den ersten Band seiner gleichnamigen Fantasytrilogie gleich selbst - ein humorvoller Brückenschlag zwischen germanischer Götterwelt und heutiger Teenagerproblematik.

Nirgendland

7 / 8
(Foto: Basis-Film-Verleih)

Der Horror nebenan, im Vorort-Einfamilienhaus-Nirgendland: Dort spürt Helen Simon einer Familientragödie nach, folgt den Erinnerungen einer Frau, die den Missbrauch durch den Vater verdrängt hatte und ihn doppelt durchleiden muss, weil auch die Tochter vom Opa missbraucht wird. Das Familienfotoalbum suggeriert heile Welt - die Filmkamera aber zeigt verschattetes Unterholz. Beklemmend.

Straub

8 / 8
(Foto: Deutsche Kinemathek/ Stefan Hayn)

Eine "Hommage" an Jean-Marie Straub & Danièle Huillet? Stefan Hayn lässt Anthelmes "Menschengeschlecht" und Huillets Drehtagebuch zu "Moses und Aaron" lesen (im Straub-Sprechstil) - und filmt dazu hauptsächlich eigene Gemälde. Narzissmus und Scheitern dieser Montage lassen den Betracher perplex zurück: Anders als bei Straub widerstehen Bild und Ton sich nicht mehr gegenseitig - sie haben einfach nichts miteinander zu schaffen.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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