Kino:Entgeistert auf dem roten Teppich

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Premiere von "Geisterjäger": Von Hugo, dem Gummigeist, ist Anke Engelke ebenso begeistert wie von ihrem jungen Kollegen Milo Parker (links). (Foto: Lukas Barth)

Anke Engelke giftet, Christian Tramitz doziert und Karoline Herfurth verrät ihre Ängste: die "Gespensterjäger"-Premiere

Von Philipp Crone

Kinderfilmpremieren haben eine besondere Atmosphäre. Bei Erwachsenenfilmen laufen meist betont entspannte Gäste betont uninteressiert an betont locker für Fotografen posierenden Darstellern vorbei. Das soll lässig wirken, ist aber meistens eher unecht und angestrengt. Dagegen herrscht bei der Premiere von "Gespensterjäger" am Sonntagnachmittag eine so gelöste Stimmung, dass sogar Anke Engelke, im Film eine Geisterjägerin, ganz kindsköpfig wird. Und bei Engelke ist das eher selten, was an diesem Nachmittag im Mathäserkino auch zu beobachten ist.

In der Verfilmung der Buchreihe von Cornelia Funke geht es um Angst und Freundschaft. Tom, elf Jahre alt und gespielt von Milo Parker, trifft auf das Gespenst Hugo, einen MUG, in der Sprache der Geisterjäger ein "mittelmäßig unheimliches Gespenst". Daraus entsteht zwischen Slapstick-Gags ein Abenteuer. Hugo ist bei der Premiere auch mit dabei, und zwar derart echt mit glibberiger Knetmasse nachempfunden, dass Engelke beim Anfassen ruft: "Oh nein! Der ist ja weich!" Wenn wie an diesem Nachmittag so viele Kinder kommen, dann kann man sich auch mal selbst ein wenig kindlich geben. Wobei Engelke beim Geschrei der Fotografen dann sofort wieder ein giftiges Lächeln aufsetzt, das ihre Verachtung für Hektiker und Brüller widerspiegelt.

Derweil doziert Christian Tramitz, auch Geisterjäger im Film, über die verschiedenen Kategorien wie SUG (sehr unheimliche Gespenster) oder ÜGG (überhaupt nicht gruselige Gespenster), und Engelke erklärt, wovor sie sich früher gefürchtet hat: tiefem Wasser. Wer nun glaubt, das sei alles die pure Albernheit an diesem Nachmittag und Gespenster sind nur ein zu belächelndes Kinderthema, der wird von der 49-Jährigen eines Besseren belehrt. Und auch Karoline Herfurth, die im Film die Geisterjäger-Chefin gibt, gruselt sich im wahren Leben noch heute, "sogar beim Tatort", und wird im Kinosaal von einem schiefen Summen empfangen. Das passiert, wenn man Kinder warten lässt: Einer kommt auf die Idee, den Deckel der an den Plätzen verteilten Trinkflaschen abzuschrauben und durchzupusten. Also heult das Kino den Darstellern was vor, ehe es auf der Leinwand glitschig, fürchterlich, ernst und lustig wird. Und anschließend gibt es Gespenster-Gummibärchen. Klarer Fall: Das ist eine ZUP (ziemlich unterhaltsame Premiere).

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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