Pressefreiheit:ARD-Journalist Kempe darf doch aus Russland über EM berichten

Das Stadion in Sankt Petersburg - ausgerechnet gesponsert von Gazprom und damit der Firma, über die Kempe kritisch berichtet hatte. (Foto: Peter Kovalev/imago images/ITAR-TASS)

Dem Reporter, der kritisch über Verbindungen des russischen Staatskonzerns Gazprom mit Europas Fußball berichtet hatte, war der Zugang zum Spielort Sankt Petersburg verwehrt worden. Der WDR hatte daraufhin protestiert.

Nach Kritik und Protesten kann der ARD-Journalist Robert Kempe nach Angaben des WDR nun doch auch aus Russland von der Fußball-Europameisterschaft berichten. Wie der Sender mitteilte, erhält Kempe eine komplette Akkreditierung für das Turnier, nachdem Russland diese zunächst abgelehnt hatte. Er erhalte auch Zugang zum russischen Spielort Sankt Petersburg.

"Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, Öffentlichkeit herzustellen. Wir müssen als Medien wachsam sein und nachdrücklich benennen, wenn unsere Journalistinnen und Journalisten nicht frei berichten können", erklärte WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni. Und weiter: "Robert Kempe ist ein exzellenter und unbescholtener Journalist."

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Nach Angaben der Europäischen Fußball-Union (Uefa) hatte Kempes Akkreditierung bisher schon für die anderen zehn Spielorte der Europameisterschaft gegolten. Ehni hatte die Nichtzulassung für Sankt Petersburg als nicht akzeptable Einschränkung der Pressefreiheit kritisiert und von Russland Aufklärung verlangt.

Vor drei Jahren war dem ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt das Visum für die Einreise zur Fußball-WM nach Russland verwehrt worden. Diese Entscheidung wurde - auch auf internationalen Druck - von Russland wieder zurückgenommen. Nach massiven Warnungen deutscher Sicherheitsbehörden sagte Seppelt die Reise aber ab. Seppelt hatte wesentlich zur Aufklärung des systematischen Sportbetrugs in Russland beigetragen und war deshalb dort angefeindet worden.

Auch Kempe hatte in der Vergangenheit in Dokumentationen die WM in Russland und das Wirken des Internationalen Olympischen Komitees kritisch beleuchtet. Er ist seit zehn Jahren für WDR und ARD tätig. Zuletzt hatte Kempe etwa über die Verbindungen des russischen Staatskonzerns Gazprom mit Europas Fußball berichtet.

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