Bußgeld gegen Humboldt-Forum-Tochter:Sensible Informationen

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Klima der Angst für das Besucherservice-Personal: Kuppel und Dachterrasse des Humboldt-Forums auf der Spreeinsel in Berlin Mitte. (Foto: IMAGO/Eberhard Thonfeld)

Eine Tochterfirma des Berliner Humboldt-Forums muss wegen Datenschutzverstößen 215 000 Euro Bußgeld bezahlen.

Von Jörg Häntzschel

Das Humboldt-Forum sorgte in den vergangenen Jahren immer wieder mit negativen Nachrichten für Aufsehen, es ging um rechte Spender, Bauprobleme, mangelndes Besucherinteresse und die Debatte um den Bibelspruch auf der Kuppel. Nun wird es von einem weiteren Skandal eingeholt: den Praktiken bei der Humboldt Forum Service GmbH, einer für Besucherservice zuständigen Tochterfirma des Forums. Die Berliner Datenschutzbehörde hat laut einer Pressemitteilung Bußgelder in Höhe von insgesamt 215 000 Euro gegen die Firma verhängt.

Auslöser für die Ermittlungen war eine Recherche von ZDF und Spiegel vom Mai 2021. Darin wurde geschildert, dass eine Vorgesetzte auf Weisung der Geschäftsführung Listen führte, in denen intime Informationen zu Mitarbeitern gesammelt wurden. Der Zweck war, so die Behörde, "mögliche Kündigungen zum Ende der Probezeit vorzubereiten". Verzeichnet waren in den Listen der Gesundheitszustand der Beschäftigten, ihre Einstellung zur Arbeit, psychotherapeutische Behandlungen und ihr Interesse an der Gründung eines Betriebsrats. In vielen Fällen hatten die Beschäftigten die Informationen der Vorgesetzten selbst mitgeteilt, etwa als es um die Einteilung der Schichten ging. Sie ahnten nicht, dass die Auskünfte zur Bewertung ihrer Persönlichkeit oder ihrer Eignung verwendet werden würde.

Angestellte der Firma hatten laut der Berichte von Spiegel und ZDF über ein "Klima der Angst" beim Humboldt-Forum geklagt. Sie fühlten sich überwacht und gedemütigt. Teils wurden Ihnen sogar der Gang zur Toilette untersagt. Das Humboldt-Forum hat die Vorwürfe damals dementiert.

Nun stellte die Datenschutzbehörde - ohne den Namen der Firma zu nennen- fest, dass die Daten unrechtmäßig verarbeitet wurden. "Gesundheitsdaten sind besonders sensible Informationen, die nur in engen Grenzen verarbeitet werden dürfen", so die Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Meike Kamp. Das Humboldt-Forum teilt mit, man wolle den Bußgeldbescheid prüfen. Der Vertrag der Geschäftsführerin der Service GmbH sei im November 2022 ausgelaufen.

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