Dreimal hat Gabriele Tergit angesetzt, einen Jahrhundertroman zu schreiben, hat vom Untergang der Welt erzählt, wie sie sie kannte. Zweimal ist sie von den Ereignissen überholt worden, hatte noch nicht wissen können, wie brutal die Milieus, die Mentalität und die Menschen zerstört werden würden, von denen sie erzählte. Die drei Romane spielen in Berlin, ihr historischer Angelpunkt sind die späten Zwanziger-, frühen Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts, also die Epoche, die bis heute auch das Serienfernsehen von "Babylon Berlin" bis "Eldorado Kadewe" munter beschäftigt. Tergits Thema ist das Großbürgertum, vor allem das jüdische, seine Sitten, Generationsbrüche und nicht zuletzt die Wohnungseinrichtungen, die durch ihre Vorgeschichte in der Kaiserzeit erst verständlich werden.
Gabriele Tergit: "So war's eben":Geht alles noch einmal weiter
Lesezeit: 6 min
Jetzt erst ist Gabriele Tergits dritter großartiger Gesellschaftsroman "So war's eben" aus dem Nachlass veröffentlicht worden. Zu Lebzeiten hat sie dafür keinen Verlag mehr gefunden. Wie konnte das sein, bei einem so rasend modernen Buch?
Von Marie Schmidt
Literatur:Ein großer Roman des zwanzigsten Jahrhunderts
Kein anderes Buch hat die vernichtete Welt des jüdischen Bürgertums in Berlin literarisch gerettet wie Gabriele Tergits "Effingers". Endlich erscheint dieses Meisterinnenwerk erneut.
Lesen Sie mehr zum Thema