Frankreich:Besucher müssen draußen bleiben

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Künftig sind die Museen in Straßburg an zwei Tagen in der Woche geschlossen. Auch das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, in dem Arbeiten des aus Straßburg stammenden Illustrators Gustave Doré zu sehen sind, ist betroffen. (Foto: Werner Dieterich/imago images/imagebroker)

In Frankreich trifft die Energiekrise jetzt auch die Kultur. Die ersten Museen ändern ihre Öffnungszeiten.

Von Kathrin Müller-Lancé

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Energiekrise in Frankreich auch den Kulturbereich trifft. Die erste Stadt, die das zu spüren bekommt, ist, 500 Kilometer von Paris, Louvre und Centre Pompidou entfernt, das elsässische Straßburg. Hier kündigte die grüne Bürgermeisterin Jeanne Barseghian in der vergangenen Woche an, die Öffnungszeiten der Museen zu reduzieren. Vom 3. Oktober an sollen die Straßburger Museen statt wie bisher an einem Tag der Woche an zwei Tagen schließen, entweder Montag und Mittwoch oder Dienstag und Donnerstag. Zusätzlich sollen sie, crise oblige, eine einstündige Mittagspause von 13 bis 14 Uhr einlegen. Je nachdem, wie hoch die Besucherzahlen sind, sollen die Öffnungszeiten noch einmal zusätzlich angepasst werden können.

Zu den neun städtischen Museen, die von den neuen Maßnahmen betroffen sind, gehört zum Beispiel das "Musée Tomi Ungerer", in dem Zeichnungen und Drucke des elsässischen Künstlers ausgestellt sind. Auch das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst gehört dazu, darin sind unter anderem Arbeiten des aus Straßburg stammenden Illustrators Gustave Doré zu sehen.

Im Zuge der Energiekrise hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schon vor zwei Wochen offiziell das "Ende des Überflusses und der Sorglosigkeit" ausgerufen, nun ziehen die französischen Städte nach. "Alle Bereiche der Stadt und damit auch der Kulturbereich werden in den nächsten Monaten betroffen sein, es wird mehr Sparsamkeit nötig sein", heißt es in einer Mitteilung der Stadt Straßburg. Die Bürgermeisterin hat bereits angekündigt, dass die Gasrechnung der Stadt in diesem Jahr von 12 auf 60 Millionen steigen dürfte. Barseghian verteidigt die neuen Öffnungszeiten als "Anpassungsmaßnahme" an die aktuelle Krise. Sie habe sich für diesen Weg entschieden, statt die Preise für Tickets zu erhöhen, erklärte sie die Entscheidung. Diese seien in anderen Städten wesentlich höher als in Straßburg, wo für städtische Museen ein Tarif von 7,50 Euro gilt.

In Straßburg sorgen die neuen Öffnungszeiten trotzdem für viel Empörung. Die ehemalige konservative Bürgermeisterin und ein Abgeordneter haben eine Onlinepetition gestartet. "Straßburg ist das siebtbeliebteste Tourismusziel in Frankreich und wäre die erste Metropole, die eine solche Entscheidung trifft", heißt es darin. 2024 werde Straßburg Unesco-Welthauptstadt des Buches, auch in diesem Kontext werfe die Maßnahme ein schlechtes Licht auf die Stadt. Bisher hat die Petition knapp 3000 Unterschriften.

Auch die Gewerkschaften kritisieren die neuen Öffnungszeiten, sie sehen darin einen Angriff auf die ohnehin schon gebeutelte Kulturszene. Die Straßburger Museen stecken schon seit Längerem in der Krise. "Schon unter dem vorherigen Bürgermeister wurden 17 Stellen nicht nachbesetzt, es fehlt an Personal", sagt Karim Hadi von der Gewerkschaft CGT. Die Gewerkschaften fühlen sich von der Politik überrumpelt, die CGT hat noch für den September einen Streik angekündigt.

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