Longlist des Deutschen Buchpreises:Sieben Debüts, sechs Österreicher

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Aus 196 Einreichungen hat die Jury 20 Werke für den Deutschen Buchpreis bestimmt. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Die Longlist ist da: Diese zwanzig Romane sind in diesem Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Von Felix Stephan

Die Jury des Deutschen Buchpreises hat ein Herz für kleine Verlage und Debüts bewiesen. Die Longlist, die sie soeben veröffentlicht hat, umfasst 20 Titel, davon sind fünf in kleinen, unabhängigen Verlagen erschienen und sieben der nominierten Romane sind Debüts. Die Romane bekannter, viel gerühmter Autoren wie Daniel Kehlmann, Maxim Biller, Marion Poschmann oder Thomas Hettche sind auf der Liste auffallend abwesend. Insgesamt wurden in diesem Jahr 196 Romane eingereicht, und damit deutlich weniger als in den Jahren zuvor.

Nicht zum ersten Mal nominiert sind unter anderem der österreichische Schriftsteller Tonio Schachinger, der mit seinem Debüt "Nicht wie ihr" schon 2019 auf der Shortlist stand, Angelika Klüssendorf, die sogar schon zwei Mal in der engeren Auswahl war und jetzt für ihren Roman "Risse" nominiert ist, Clemens Setz, dessen Roman "Monde vor der Landung" auch schon für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war, Raphaela Edelbauer und Terézia Mora, die vor genau zehn Jahren den Preis sogar schon einmal bekommen hat. Mit Charlotte Gneuss und Anne Rabe, die 1986 und 1992 geboren wurden, ist außerdem eine neue Generation ostdeutscher Autoren auf der Liste vertreten.

Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird seit 2005 verliehen. Der Preis ist mit insgesamt 37 500 Euro dotiert: Der Sieger oder die Siegerin erhält 25 000 Euro, die übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2500 Euro. Vergeben wird der Buchpreis von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Im vergangenen Jahr ging der Preis an Kim de l'Horizon für den Roman "Blutbuch".

Geschichten von tragischem Ernst stehen neben Kapriolen der Fantasie

Der Jury gehören in diesem Jahr neben der Kritikerin Katharina Teutsch noch die Journalistin Shila Behjat an, der Frankfurter Literaturwissenschaftler Heinz Drügh, die Journalistin Melanie Mühl, der Publizist Matthias Weichelt und die Buchhändler Lisa Schumacher und Florian Valerius. Der Jury sei es wichtig gewesen, erklärte deren Sprecherin Katharina Teutsch, "auch den literarischen Humor zu würdigen", der in vielen der ausgewählten Titel "nicht nur Treibstoff des Erzählens, sondern auch Ausdruck eines sympathisch undogmatischen Weltverhältnisses" sei, das die Mitglieder der Jury "besonders in dieser Zeit beeindruckt" habe. Die Auswahl sei außerdem auch in diesem Jahr wieder der Beweis dafür, dass die deutschsprachige Gegenwartsliteratur voller Überraschungen sei, so Teutsch, Geschichten von tragischem Ernst stünden neben "Kapriolen der Fantasie".

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Im nächsten Schritt wählen die Jurymitglieder aus den Titeln der Longlist sechs Romane für die Shortlist aus, die am 19. September veröffentlicht wird. Die Preisverleihung findet schließlich am 16. Oktober 2023 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Der Preisträger kann sich über zahlreiche Leser freuen, der Deutsche Buchpreis bringt zuverlässig Bestseller hervor. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Lutz Seiler, Robert Menasse und Julia Franck.

Hier ist die vollständige Longlist:

Tomer Dotan-Dreyfus: Birobidschan (Verlag Voland & Quist, Februar 2023)

Raphaela Edelbauer: Die Inkommensurablen (Klett-Cotta, Januar 2023)

Sherko Fatah: Der große Wunsch (Luchterhand-Literaturverlag, August 2023)

Elena Fischer: Paradise Garden (Diogenes-Verlag, August 2023)

Charlotte Gneuß: Gittersee (S.-Fischer-Verlag, August 2023)

Luca Kieser: Weil da war etwas im Wasser (Picus-Verlag, August 2023)

Angelika Klüssendorf: Risse (Piper-Verlag, August 2023)

Sepp Mall: Ein Hund kam in die Küche (Leykam-Verlag, August 2023)

Terézia Mora: Muna oder Die Hälfte des Lebens (Luchterhand-Literaturverlag, August 2023)

Thomas Oláh: Doppler (Müry-Salzmann-Verlag, Februar 2023)

Angelika Overath: Unschärfen der Liebe (Luchterhand-Literaturverlag, April 2023)

Necati Öziri: Vatermal (Claassen, Juli 2023)

Teresa Präauer: Kochen im falschen Jahrhundert (Wallstein-Verlag, Februar 2023)

Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück (Klett-Cotta, März 2023)

Kathrin Röggla: Laufendes Verfahren (S.-Fischer-Verlag, Juli 2023)

Tonio Schachinger: Echtzeitalter (Rowohlt-Verlag, März 2023)

Sylvie Schenk: Maman (Carl-Hanser-Verlag, Februar 2023)

Clemens J. Setz: Monde vor der Landung (Suhrkamp-Verlag, Februar 2023)

Tim Staffel: Südstern (Kanon-Verlag Berlin, September 2023)

Ulrike Sterblich: Drifter (Rowohlt-Verlag Hundert Augen, Juli 2023)

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