"Mama Odessa" von Maxim Biller:Halbe Wahrheiten, feine Lügen

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Beachtliche Anzahl an Büchern und an Feinden: Maxim Biller. (Foto: Thomas Lohnes/Getty Images)

Maxim Biller widmet sich in seinem Roman seiner Mutter. Ihm gelingt ein leichtes, schweres Meisterwerk - und das gegenwärtig beste erste Kapitel der deutschen Literatur.

Von Marlene Knobloch

Ziemlich früh im Roman sagt der Erzähler zu seiner Mutter schlüsselsatzreif: "Keine deiner Geschichten ist ausgedacht. Darum sind sie so gut." Was da allerdings nicht steht: Alles ist exakt so passiert, und die guten Geschichten sind die, die man selbst erlebt hat. Die interessantesten Geschichten aber sind die, die einem nicht passiert sind. Zumindest nicht so, wie man dachte. Oder weil man ein Leben lang gehofft hat, dass sie noch passieren, so lange, bis die Hoffnung in Reue umschlägt. Genau davon erzählt "Mama Odessa". Von den verpassten Gelegenheiten, halben Wahrheiten, ganzen Lügen, von der Sehnsucht nach den Orten, an denen man eigentlich sein sollte, Israel statt Deutschland, München statt Berlin, Odessa statt Hamburg, und von der allergrößten Sehnsucht überhaupt, ewig und immer: der nach der Literatur.

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