Film "Bliss" auf Amazon Prime:Ist das Leben nicht wunderbar ... trostlos?

Lesezeit: 2 min

Salma Hayek und Owen Wilson geraten in Schwierigkeiten - oder ist in "Bliss" alles nicht echt? (Foto: Hilary Bronwyn Gayle/Amazon Prime)

Mike Cahill begann als der Science-Fiction-Denker des Independent-Kinos. In "Bliss" jagt er Salma Hayek und Owen Wilson durch zwei Welten.

Von Annett Scheffel

Auf dem Filmplakat sieht alles erst einmal aus wie bei einem Makeover-Format. Die Gesichter der beiden Hauptdarsteller Salma Hayek und Owen Wilson sind in der Mitte geteilt: die eine Hälfte ausgeleuchtet von warmem Studiolicht, gut frisiert und gepudert. Auf der anderen sieht man, was Hollywoodstars eher selten zeigen: fahle Haut und Falten, fettige Haare und verschmiertes Make-up.

In Mike Cahills Film "Bliss" gibt es zwei Welten - eine schöne und eine hässliche, und es ist nie ganz klar, welche davon den Titel "Wirklichkeit" verdient, und welche vielleicht nur eine Computersimulation ist. Eine "Matrix"-Geschichte also, nur mit weniger Action und Helden-Pathos, eine ungewöhnliche Mischung aus Science-Fiction, Liebesdrama und komödiantischen Elementen. Dass er sehr unterschiedliche Genres, Stimmungen und Themen klug und beiläufig miteinander verzahnen kann, hat der 41-jährige Filmemacher schon in früheren Arbeiten gezeigt.

" Another Earth" und " I Origins" waren Low-Budget-Filme mit mutigen Konzepten, die in Gedankenexperimenten existenzielle Fragen über das menschliche Sein durchspielten und beim Sundance Festival viel Lob bekamen. Mit "Bliss" ist Cahill nun ein paar Gehaltsstufen nach oben gesprungen. Die Amazon-Produktion soll mit den Stars Salma Hayek und Owen Wilson als romantisches Duo ein breiteres Publikum ansprechen.

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Wilson spielt einen Büroangestellten namens Greg, in dessen Leben alles trostlos ist: der Blick aus dem Fenster auf ein dreckiges, graues L. A., die noch frische Scheidung von seiner Frau, die betrübten Telefonate mit der Tochter, der öde Job in einem Call-Center. Dann wird er gefeuert und bringt versehentlich auch noch seinen Chef um. Noch verrückter wird der Tag, als er in einer Bar auf Isabel trifft, die so durchgeknallt wie geheimnisvoll ist, auf der Straße lebt, telekinetische Kräfte hat und ihm erklärt, sie seien nicht nur Seelenverwandte, sondern auch die einzigen richtigen Menschen in einer komplexen Computersimulation.

Glaubt die Frau nur an Verschwörungsmythen, oder weiß sie mehr?

Isabels Behauptungen erinnern zunächst (und vermutlich nicht unabsichtlich) an die bizarren Verschwörungserzählungen, die durch unsere Gegenwart geistern. Aber Cahill hat etwas anderes vor mit seinem Stoff. Er schafft tatsächlich eine zweite Realität mit vielen Wendungen und Schlupflöchern - und verliert sich dann fast in den Details. Dabei geht es im Inneren seiner Erzählung eigentlich um die philosophische Frage, wie ein Leben ohne soziale Ungleichheit, Hungersnot oder Klimakatastrophen aussehen könnte. Oder, als Frage formuliert: Kann man glücklich sein, wenn man das Unglück gar nicht kennt?

In dieser zweiten, perfekten Welt sehen Wilson und Hayek endlich wie Filmstars aus. Und doch wird dann alles recht langweilig. Schon bald vermisst man die kaputte Welt der ersten Filmhälfte, in dem das Paar im romantischen Zeltlager unter einer Brücke wohnte, kleine bunte Kristalldrogen nahm und Spaß hatte. Nicht weil die beiden Hauptdarsteller das alles so überzeugend spielen. Sie spielen eigentlich sogar zu viel, oder sie sind, wie im Fall von Wilson, nur in den Slapstick-Szenen so richtig gut.

Darin allerdings sorgt er mit seinem Schalk für eine der besten Sequenzen. Auf einer Rollschuhbahn übt das Paar seine telekinetischen Fähigkeiten an den anderen Gästen, die auf spektakuläre Weise von den Beinen geholt werden, auch die grimmige Dame am Rollator bleibt nicht verschont. Er brauche kein schlechtes Gewissen haben, sagt Isabel zu Greg: alles nur Simulation.

Bliss , USA 2020 - Regie und Buch: Mike Cahill. Kamera: Markus Förderer. Schnitt: Troy Takaki. Mit: Salma Hayek, Owen Wilson, Nesta Cooper, Jorge Lendeborg Jr., Joshua Leonard, Madeline Zima. 103 Minuten, auf Amazon Prime.

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