Vor Kurzem saßen Igor Levit, 36, und Michel Friedman, 67, abends in einem Hotel. Levit, der Pianist, klagte, er habe sich noch nie so allein gefühlt in Deutschland wie jetzt, seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober, noch nie so ungeschützt als Jude. Friedman, der Autor, Moderator, Rechtsanwalt gab seinem Freund recht, ja, auch er fühle sich einsam, alleingelassen von der Mehrheitsgesellschaft. Für ihn, Friedman, der früher auch im Zentralrat der Juden in Deutschland saß, sei dieses Gefühl ein Dauerbegleiter, "eine chronische Erfahrung". Nach dem Hamas-Massaker habe sich dieses Gefühl verstärkt. Dabei wolle er, Friedman, doch nur eines: "Wenn man 'Tod den Juden' schreit auf den Straßen, will ich, dass man uns umarmt." Aber da sei niemand, der Jüdinnen und Juden jetzt umarmt, stattdessen hören sie Vorwürfe, Sätze, die mit "Ja, aber ..." beginnen.
Antisemitismus:"Wir sind doch alle Menschen"
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Igor Levit und Michel Friedman brechen mit ihrem Solidaritätsabend im Berliner Ensemble für die Opfer von Judenhass und dem Hamas-Massaker das Schweigen in der Kulturbranche.
Von Thorsten Schmitz
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