Bayreuther Festspiele:Bayern will mehr Anteile übernehmen

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Das Bayreuther Festspielhaus. (Foto: Daniel Vogl/dpa)

Weil die mächtigen Mäzene weniger zahlen können, soll sich nun die Machtstruktur auf dem Grünen Hügel ändern. Claudia Roth fordert Reformen.

Der Freistaat Bayern will künftig mehr für die Bayreuther Festspiele zahlen und weitere Anteile der Festspiel-GmbH übernehmen. Das hat das bayerische Kabinett am Dienstag in Bayreuth beschlossen. "Bayern stockt dann auf", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Sitzung. Wie Kunstminister Markus Blume (CSU) mitteilte, soll der Freistaat von 2025 an 37 statt bislang 29 Prozent der Gesellschafteranteile übernehmen.

"Das bedeutet ein höheres finanzielles Engagement des Freistaats für den Grünen Hügel", sagte Blume der Deutschen Presse-Agentur. Der Beschluss sei ein "Schritt in Richtung neue Gesellschafter-Strukturen der Bayreuther Festspiele". Die Umsetzung solle nun "gemeinsam unter den Gesellschaftern" besprochen werden. Er gehe davon aus, "dass der Bund bei den anstehenden Veränderungen mitzieht und parallel zum Freistaat Bayern eine größere, zusätzliche Verantwortung übernimmt", sagte Blume. "Mein Appell an Claudia Roth: Bayreuth muss auf der Prioritätenliste des Bundes ganz nach oben."

Kulturstaatsministerin Claudia Roth knüpft eine stärkere Rolle des Bundes bei den Richard-Wagner-Festspielen an Reformen auf dem grünen Hügel. "Ich glaube, dass es wirklich an der Zeit ist, dass historische Strukturen in Bayreuth mit ziemlich viel Mut und Kreativität neu gedacht werden", sagte die Grünen-Politikerin der Dpa vor Eröffnung der Festspiele. Roth begrüßte die Pläne als gute Gesprächsgrundlage für die gemeinsamen Beratungen. "Der Bund ist natürlich bereit, seinerseits mehr Verantwortung zu übernehmen, allerdings im Rahmen einer notwendigen Strukturreform", sagte sie der Dpa. "Wir wollen, dass Bayreuth zukunftsfähig gestaltet wird", sagte Roth. Dazu sei es notwendig, neue Publikumsschichten zu erschließen. "Wir brauchen Öffnungen, wir brauchen neue Formate". Zudem benötige Bayreuth ein "konstruktives Leitungsgefüge", das gut zusammenarbeiten könne.

Bislang sind Bund, Freistaat und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (GdF) mit je 29 Prozent der Anteile gleichberechtigte Gesellschafter und geben derzeit um die drei Millionen Euro pro Jahr für den Festspiel-Betrieb. Die Stadt Bayreuth hält als vierte Gesellschafterin die restlichen Anteile. Durch das Geld der Gesellschafter werden die Ausgaben gedeckt, die die Festspiele nicht durch Eigeneinnahmen decken können. Der Förderverein der "Freunde" hat aber Ende 2022 angekündigt, künftig wegen geringerer Einnahmen weniger für die Festspiele zahlen zu können. 16 Prozent Gesellschaftsanteile werden nach Angaben Blumes dadurch frei, die seiner Ansicht nach "paritätisch von Bund und Freistaat Bayern übernommen werden" sollen. Er betonte: "Ein vollständiger Rückzug der GdF aus der Gesellschaft ist nicht beabsichtigt."

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Nach Angaben Blumes hält die Gesellschaft der Freunde künftig noch 13 Prozent - ebenso wie die Stadt Bayreuth. Bund und Freistaat hätten dann je 37 Prozent. Derzeit haben die "Freunde" großen Einfluss auf die Festspiele und begleiten die Arbeit von Festspiel-Chefin Katharina Wagner durchaus kritisch. Der Vorsitzende des Freundesvereins, Georg Freiherr von Waldenfels, ist auch Vorsitzender des Verwaltungsrates, des wichtigsten Gremiums der Festspiel-GmbH.

Dieser Einfluss der GdF wird nun schwinden. "Die Veränderung in der Gesellschafterstruktur muss innerhalb der Gesellschaft beschlossen werden und sich natürlich auch auf die Stimmgewichtung in den Gremien und auf die Größe der Gremien auswirken", sagte Blume. Ob mit der neuen Struktur auch der Vorsitz neu geregelt werden soll, werde "der Gesellschafterkreis zunächst intern besprechen", sagte eine Sprecherin des Kunstministeriums auf Nachfrage. Die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele gelten als berühmtestes Opernfestival in Deutschland. Sie sollten am Dienstagnachmittag mit einer Neuinterpretation des "Parsifal" beginnen.

Zuletzt hatten Festspiel-Intendantin Katharina Wagner und Geschäftsführer Ulrich Jagels, der seit 2021 im Amt ist, öffentlich Unstimmigkeiten über den Vertrieb ausgetragen. Dass die Festspiele - anders als in Jahrzehnten vorher in diesem Jahr nicht ausverkauft sind, schob Wagner auch auf Fehler im Vertrieb und auf höhere Ticketpreise, die Jagels als notwendig verteidigte. Wagners Vertrag läuft 2025 aus. Blume hatte bereits betont, eine Verlängerung mit der Urenkelin von Komponist Richard Wagner sei sein "Plan A".

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