Hannover:„Erfindung der Götter“: Landesmuseum spürt Vorfahren nach

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Ein Skelett eines Mannes mit Stirnband aus Bernsteinanhängern (um 4000 v. Chr.) liegt in der Ausstellung „Die Erfindung der Götter. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Zeitenwende, Migration und der Zusammenstoß von Kulturen: Das Landesmuseum Hannover zeigt nach eigenen Angaben erstmals, wie und warum die Menschen in...

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Hannover (dpa/lni) - Zeitenwende, Migration und der Zusammenstoß von Kulturen: Das Landesmuseum Hannover zeigt nach eigenen Angaben erstmals, wie und warum die Menschen in Nordeuropa sesshaft geworden sind - dank teils noch nie ausgestellter archäologischer Funde. Die Ausstellung „Die Erfindung der Götter. Steinzeit im Norden“ will vom 1. April bis zum 28. August die Annäherung von Jägern und Sammlern und zugezogenen Siedlern und Bauern beschreiben, wie das Museum am Donnerstag mitteilte. Gleichzeitig sei Religion entstanden - die Anbetung allmächtiger Wesen habe dafür sorgen sollen, dass die Nahrung auch künftig nicht ausblieb.

Der Grund: Die bäuerliche Lebensweise habe vor etwa 10.000 Jahren ein anderes Verhältnis zur Natur bewirkt, der Mensch habe stärker in die Landschaft eingegriffen und sei von Wetter und Klima abhängig gewesen, teilte das Museum mit. Vor und 7500 Jahren seien die ersten Bauern ins heutige Niedersachsen gekommen. Und was tun Bauern, wenn kein Wasser vom Himmel fällt? „Sie beten, damit es regnet“, erklärte Katja Lembke, die Direktorin des Landesmuseums. „Damit hängt unmittelbar die Erfindung der Götter zusammen.“

Schriftliche Quellen oder Götterbilder aus der Jungsteinzeit gebe es nicht, aber Opfergaben wie Äxte und Beile - Werkzeuge, um die Umwelt zu gestalten, erklärte Kurator Florian Klimscha. Gezeigt würden aber auch Wagenteile, Räder, Tausende von Jahren alte Kupferplastiken von Rindergespannen, Tongefäße, goldene Armringe und eine Schamanenmaske. Insgesamt werden 488 Exponate in der rund 500.000 Euro teuren Schau gezeigt, sie stammen aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, aber auch aus Nordfrankreich, den Niederlanden, Dänemark und Polen.

Klimscha betonte, erstmals gehe es in der Ausstellung auch um die Perspektive der Jäger und Sammler - und um eine Zeit, aus der alle Innovationen stammten, auf der die heutige Gesellschaft beruhe. Das seien Ackerbau und Viehzucht, aber auch die Bearbeitung von Metallen und Glas. Was heute Niedersachsen als „Agrarland Nummer Eins“ ausmache, sei in der Jungsteinzeit angelegt worden, sagte Lembke. Die „Erfindung der Götter“ habe die Annäherung zwischen Nomaden und Bauern gebracht.

Vor und 7500 Jahren seien die ersten Bauern ins heutige Niedersachsen gekommen, dort seien sie bei den als Jäger und Sammler lebenden Bewohnern auf Ablehnung gestoßen. Denn die Landwirtschaft habe auch mehr Arbeit, Krankheiten und Abhängigkeit von Naturgewalten bedeutet. Zwischen Harz und Heide sei eine Kontaktzone entstanden, wo zwei Gesellschaften sich parallel entwickelt hätten. Handel und Heirat hätten schließlich zur Annäherung geführt - was über 1000 Jahre dauerte.

© dpa-infocom, dpa:220331-99-744812/2

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