Amatrice:Vom Erdbeben zerstörter Ort verklagt "Charlie Hebdo"

Amatrice von oben nach dem Erdbeben. (Foto: AP)

Die Satire-Zeitung zeichnet die Opfer des Erbebens in Italien als "Penne mit Tomatensugo". Nun klagt das schwer zerstörte Amatrice wegen Diffamierung.

Charlie Hebdo ist bekannt für seine umstrittenen Karikaturen. Auch vor den Opfern des jüngsten Erdbebens in Mittelitalien machte die französische Satire-Zeitung nicht halt. Der schwer zerstörte Ort Amatrice hat nun eine Diffamierungsklage eingereicht.

Charlie Hebdo hatte wenige Tage nach dem Erdbeben eine Zeichnung des Karikaturisten Felix veröffentlicht, der unter dem Titel "Erdbeben nach italienischer Art" Opfer als Nudelgerichte darstellt. Ein blutiges Opfer nennt der Zeichner "Penne mit Tomatensauce", ein weiteres fungiert als "mit Käse überbackene Penne", und als "Lasagne" bezeichnet er mehrere Opfer, die unter den Schichten ihrer eingestürzten Häuser begraben sind.

Nach wütenden Protesten in sozialen Netzwerken, italienischen Medien und von Justizminister Andrea Orlando reagierte die Charlie Hebdo-Zeichnerin Coco mit einer weiteren Karikatur, in der eine unter Trümmern begrabene Frau den Italienern zuruft: "Nicht Charlie Hebdo baut Eure Häuser, sondern die Mafia."

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"Makabere Schmähung der Opfer"

Die Zeichnungen von Charlie Hebdo stellten eine "unfassbare, törichte und makabere Schmähung der Opfer einer Naturkatastrophe" dar, zitieren italienische Medien nun Mario Cicchetti, den Anwalt der kleinen Berggemeinde. Der Bürgermeister Sergio Pirozzi sagte der Nachrichtenagentur Ansa, er heiße Ironie zwar willkommen. Diese dürfe aber nicht auf Kosten von Toten gehen.

Mehr als 230 Leichen waren allein in Amatrice gefunden worden. Insgesamt starben in Italien bei dem Beben am 24. August 295 Menschen. Im Auftrag von Amatrice soll die Staatsanwaltschaft von Rieti nun prüfen, ob es sich bei der Veröffentlichung der Karikaturen um ein Vergehen handelt oder nicht.

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