Jodie Foster und John C. Reilly haben also eingeladen. Ihr elfjähriger Sohn hat bei einer Schlägerei im Park zwei Zähne eingebüßt und schließlich auch den Täter benannt: Es war der Junge von Kate Winslet und Christoph Waltz. Jetzt wollen sich beide Paare, erstmal ohne die Kinder, aussprechen und die Versöhnung der Kombattanten vorbereiten. Wie man das als zivilisierte Menschen eben so macht. Der weitere Verlauf des Abends ist nun allerdings mehr oder weniger bekannt, der Reiz liegt hier weniger in der Überraschung als in der Beobachtung der schauspielerischen und inszenatorischen Feinarbeit.
Jodie Foster als abgehärmte, Afrika-engagierte Möchtegern-Autorin in gedeckter Strickware, dazu John C. Reilly als gemütlicher Brummbär-Ehemann mit Eisenwarenhandlung und einem pragmatischen Spruch in jeder Lebenslage - das glaubt man natürlich sofort. Genauso leicht kauft man Christoph Waltz den Winkeladvokaten, Berufszyniker und manischen Dauertelefonierer ab, einzig Kate Winslet als zickige Investmentbankerin mit eruptiven Magenproblemen muss ein wenig gegen ihren kumpelhaften Charme anspielen.
Das Publikum geht erwartungsgemäß mächtig mit, aber die interessantere Frage am Ende ist natürlich die, ob Polanski diese vier Schwergewichte gut geführt, und vor allem zusammengeführt hat. Und ob, damit einhergehend, hinter diesen bekannten Leinwandgesichtern tatsächlich noch neue, unbekannte Nuancen aufblitzen konnten und durften. Ohne hier jetzt schon ins Detail zu gehen: Diese Frage kann glücklich bejaht werden.
Weniger glücklich läuft es mit "W. E.", der zweiten Regiearbeit von Madonna, die eine ganz andere Frage aufwirft: Kann es sein, dass man in der Popmusik durchaus noch mit Instinkten, unreflektierten Gefühlen und durchschlagenden Lösungen im Viervierteltakt durchkommt - in einem so komplexen Metier wie Filmregie aber schon lange nicht mehr? Es ist jedenfalls schon ein Rätsel, wie man auf dem einen Gebiet Großes und Bleibendes leisten kann, nur um auf dem anderen ein derart jämmerliches Bild abzugeben - wo beides doch letztlich mit künstlerischen Entscheidungen zusammenhängt.
"W. E." ist eine Art Kleinmädchentraum: Unglückliche und in ihrer Ehe unterdrückte Chirurgengattin im New York der späten neunziger Jahre träumt sich in die Welt der historischen Verführerin Wallis Simpson, die bekanntlich dem König von England in den dreißiger Jahren das Herz gestohlen hat, weswegen der auf den Thron verzichtete und die "Romanze des Jahrhunderts" ihren Ausgang nahm. Nicht nur, dass hier die stereotypen Vor-, Zurück- und Überblendungen gar nicht enden wollen: Wirklich jeder Musikeinsatz, jede Kameraeinstellung, jede Zeitlupe ist in diesem Film eine Zumutung, beinah ein Schlag ins Gesicht. Man spürt, wie ein gewisser innerer Firnis dabei langsam Risse bekommt - und in den letzten zehn Minuten möchte man die Regisseurin allen Ernstes würgen.
In der Polanski-Vorführung wiederum lachte ein fülliger Italiener mit Halbglatze so laut, dass ein hagerer deutscher Kollege, der in der Reihe vor ihm saß, mehrfach um Ruhe und schließlich um Gnade für sein Trommelfell bitten musste. Es half nichts. Fast wären die Fäuste geflogen.