"Zu groß, um langsam zu fahren":Grünwalder Offenbarung

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Steile These: Dicke Autos könnten gar nicht langsamer fahren als Tempo 50, wurde im Grünwalder Gemeinderat argumentiert. (Foto: Claus Schunk)

Wie der Münchner Nobelvorort, der sich so gerne gegen dieses Attribut verwahrt, das Vorurteil mit Karacho befeuert.

"Zu groß, um langsam zu fahren" vom 2. März:

"Die Leute fahren in den 30er-Zonen eh 50". Das ist natürlich ein unschlagbares Argument dafür, gar nicht erst so eine Regel einzuführen. In der Schule machen wir das schließlich auch so: Die Schülerinnen und Schüler machen die Hausaufgaben ja eh nicht, also geben wir ihnen besser gar keine auf.

Aber halt, was sagt er da, der CSU-Gemeinderat Thomas Lindbüchl? "In Grünwald hätten viele Leute große Autos. Wenn man da aufs Gas trete, sei man gleich bei 50. Mit diesen Autos könne man gar nicht 30 fahren."

Dann sollte man doch mal darüber nachdenken, was das für die Halterinnen und Halter dieser Fahrzeuge bedeutet. Ein Auto, das mindestens Tempo 50 fahren muss, darf nicht auf Parkplätzen vor Supermärkten parken, denn auf Parkplätzen gilt in der Regel Schrittgeschwindigkeit, zumindest aber ständige Bremsbereitschaft. Auf Straßen, die an Kindergärten, Krankenhäusern, Blindeneinrichtungen, Schulen... vorbeiführen und auf denen streckenweise Tempo 30 gilt, müssten die Fahrer/-innen flotter Gefährte durch ein noch zu designendes Verbotsschild veranlasst werden, sensible Verkehrsbereiche großräumig zu umfahren.

Vielleicht müssten sich die HalterInnen dieser Schlachtschiffe aber auch ganz grundsätzlich um den weiteren Betrieb ihrer Blechmonster sorgen, denn ein Kfz, welches Tempo 50 nicht unterschreiten kann, ruft vermutlich auch das Kraftfahrtbundesamt auf den Plan: Es wäre schließlich ziemlich fahrlässig, ein solch schwungvolles, PS-starkes und masseintensives Gerät auf Straßen mit Fußgängerüberwegen oder Ampeln zu lassen. Daher denke ich, dass die Tempo 30-Befürworter nun Anlass haben, sich beim Herrn CSU-Gemeinderat dafür zu bedanken, dass er die deutschen Bürgerinnen und Bürger über diesen bislang unbekannten Sachverhalt so offen und ehrlich aufgeklärt hat.

Uta Wilms, Münster

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