"Bartsch kündigt Rückzug an" vom 17. August:
Bisher schien es so, als ob Bartsch der "Fels in der Brandenburg" im Machtkampf der Linken sein würde, aber sein freiwilliger Rückzug lässt wohl nur den Schluss zu, dass es egal wäre, ob er im Amt bleibt oder nicht. Die Linke wird sich neu formieren, zweifellos mit Sahra Wagenknecht und wohl auch mit dem "grand old man" im Hintergrund, Oskar Lafontaine, und wenn das Unternehmen ehrlich gemeint ist, sollte es sich als neue Kommunistische Partei formieren und als solche dem Wähler stellen. Alle bisherigen "Wischi-Waschi-Lösungen und -Firmierungen" waren der Mittelweg, der nach alter Spruchweisheit der linken und radikalen außerparlamentarischen Opposition in der Bundesrepublik auch zum Tod führen kann. Zumindest aber zu immer neuen Enttäuschungen der eigenen Gefolgschaft, die sich dann früher oder später doch wieder andere, auch radikalere politische Alternativen sucht.
So gesehen ist eine Sahra-Wagenknecht-Partei zweifellos eine Alternative in der politischen Landschaft der Bundesrepublik, mit allem Drum und Dran, zum Beispiel mit Argumentationslinien wie der vom "Wirtschaftskrieg Deutschlands gegen Russland", das zuvor einen verbrecherischen Angriffskrieg begonnen hat, den auch altverdiente Linke-Politiker wie Gregor Gysi so nennen. Unabhängig von solchen Meinungen (worüber der Wähler entscheiden kann) ist aber offensichtlich, dass es angesichts einer immer größer werdenden sozialen Unsicherheit in der Bevölkerung eine ebenso immer größer werdende "linke Lücke" in der politischen Landschaft gibt, den die alte Tante SPD trotz mancher anerkennenswerter Bemühungen und sogar Erfolge offensichtlich nicht mehr ausfüllt. Also: Schade um das politische Talent Dietmar Bartsch und "Glück auf!" für die neue Linke, unter welcher Führung und Flagge auch immer. Eines ist aber auch ihr sicher - die schon vom Alt-Linken Bertolt Brecht stets beschworenen "Mühen der Ebene".
Wilfried Mommert, Berlin
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