CDU:Ein Merz und eine Seele

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Friedrich Merz hält seinen Blumenstrauß nach der Wiederwahl zum CDU-Chef hoch. (Foto: Carsten Koall/dpa)

Die CDU hat Friedrich Merz mit gutem Ergebnis als Vorsitzenden wiedergewählt. Steht die Partei nun hinter ihm? Und sollte sie mit ihm als Kanzlerkandidaten in den Wahlkampf ziehen? Die Leserbriefschreiber haben Zweifel.

Kommentar "Mensch Merz" vom 4. Mai, "CDU bestätigt Merz mit rund 90 Prozent" und Kommentar "Das hat er gut gemacht" vom 7. Mai:

Lass andere ran

Den Ausruf "Mensch Meier" kennen wir. "Mensch Merz" jetzt auch. Der Mensch Merz kann sich nicht zähmen, hat seine Impulse nicht im Griff. Das mag bei einem Möchtegernkanzler in Ordnung gehen, doch nicht bei einem Kanzler aller.

Der Wähler erkennt seine Charakterschwäche: Er redet erst, dann denkt er. Erst schwadronieren, dann räsonieren, das scheint die Devise. Seine Tritte ins Fettnäpfchen hinterlassen Spuren, die sich kein Kanzler erlauben darf: Arabischstämmige Schüler nennt er "kleine Paschas", unterstellt Geflüchteten "Sozialtourismus" und behauptet, sie würden beim Zahnarzt bevorzugt behandelt. Und wenn es Kritik aus den eigenen Reihen gibt, soll er fluchen, wie man kürzlich im Spiegel lesen konnte: "Ich werf' hin. Ich hab' die Schnauze voll. Sollen die doch ihren Scheiß alleine machen". Mensch Merz, lass andere ran.

Harald Dupont, Ettringen

Nicht kanzlertauglich

Robert Roßmann stellt die Frage: Taugt Friedrich Merz zum Kanzler? Meine Antwort: Nein. Er ist ein reiner Oppositionspolitiker ohne jede Erfahrung als Minister. Außerdem mit 68 Jahren viel zu alt für das Amt des Bundeskanzlers. Wir benötigen junge und dynamische Politiker. Es fehlt ihm auch am nötigen Charisma, das für diese Position unumgänglich ist.

Stefan Herb, Roding

Die Kritiker kommen zurück

Das sehen Sie in Ihrem Kommentar ganz richtig, lieber Detlef Esslinger: Merz ist auf den Zielgeraden zur Kanzlerkandidatur. Die Heckenschützen in der CDU, das Duo Hendrik Wüst und Daniel Günther, haben im Moment kein Oberwasser. Aber sie werden sich im September nach den drei Landtagswahlen in den ostdeutschen Gefilden wieder hinter der Fichte hervortrauen. Denn dann wird es ernst für Friedrich Merz: Wie bekommt er die ostdeutschen Kameraden aus der CDU-Burschenschaft dazu, vernünftige politische Entscheidungen für die zu regierenden Bundesländer zu treffen? Das Ego des Kameraden Mario Voigt, Spitzenkandidat der CDU in Thüringen, muss auf Normalmaß gestutzt werden. Er muss mutig und klug bei der Regierungsbildung in Erfurt handeln. Ebenso wie Michael Kretschmer in Sachsen.

Merz muss sich der Öffentlichkeit nicht nur als der "Ersatzkanzler" präsentieren, nein, er muss schon jetzt in der Opposition als der bessere Kanzler im Wartestand erscheinen. Merz muss Vertrauen bei der Bevölkerung dazugewinnen. Nach der Bundestagswahl 2025 wird er zudem Partner brauchen, wenn er regieren will. Die FDP könnte sang- und klanglos aus dem Parlament verschwinden. Alleine mit der SPD könnte es nicht reichen. Merz' Vize Karin Prien hat schon mal angetestet zu sagen, dass mit Sahra Wagenknechts BSW zumindest gesprochen werden muss.

Dr. Detlef Rilling, Wesseln

Ungeschickte Farbwahl

Merz erklärte 2018 bei seiner ersten Bewerbung um den Parteivorsitz, er wolle als CDU-Chef die AfD halbieren. Er ist damit gescheitert, die AfD ist seitdem sogar stärker geworden. Merz versucht weiterhin, seine Partei nach rechts zu drängen, um der AfD wenigstens zukünftig das Wasser abzugraben (Atomstrom, Asylrecht, Distanz zum Klimaschutz). Besser wäre es, wenn er sich Daniel Günther mit dessen zur Mitte hin orientierten Politik zum Vorbild nähme, denn Schleswig-Holstein ist neben Bremen das einzige Bundesland, bei dem die AfD unter fünf Prozent der Stimmen erhielt.

Deutlich sah man den geringen Abstand der CDU zur AfD, als das Unionsspitzenpersonal sich bei den Anti-rechts-Demos im Januar 2024 nicht sehen ließ. Das Anbiedern der CDU an die AfD erkennt man auch an der Wahl der neuen Parteifarbe: Hellblau für die CDU, blau für die AfD.

Wolfgang Maucksch, Herrieden

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