Kiel:Warnstreik stört Betrieb der Uni-Kliniken im Norden

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Ein Streikender trägt eine Warnweste mit dem Verdi-Logo. (Foto: Christophe Gateau/dpa/Archivbild)

Ein Warnstreik hat am Montag die Arbeit der Universitätskliniken in Kiel und Lübeck behindert. Nach Angaben von Verdi-Streikleiter Steffen Kühhirt betraf die...

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Kiel/Lübeck (dpa/lno) - Ein Warnstreik hat am Montag die Arbeit der Universitätskliniken in Kiel und Lübeck behindert. Nach Angaben von Verdi-Streikleiter Steffen Kühhirt betraf die Arbeitsniederlegung alle Bereiche. Es habe nur Notoperationen gegeben. „Es mussten einige Operationen verschoben werden“, sagte UKSH-Sprecher Oliver Grieve der Deutschen Presse-Agentur. Die Auswirkungen des Warnstreiks seien moderat gewesen. In Notfällen habe das Klinikum Beschäftigte aus dem Warnstreik herausgerufen. Sie seien dem gefolgt, weil sie die Patientenversorgung als höchste Priorität verstanden hätten.

Die Gewerkschaft Verdi bestätigte Stellenbesetzungen über die eigentliche Notdienstregelung hinaus. In schwierigen Situationen habe die Streikleitung unverzüglich gehandelt. So habe sie in Kiel aufgrund einer hohen Belegung in der Gynäkologie für eine Drillingsgeburt sofort Personal in die Station geschickt.

Verdi will mit dem zweitägigen Warnstreik den Druck auf den Vorstand erhöhen, um deutliche Entlastungen der Pflegekräfte durchzusetzen. Kühhirt sprach von 550 Warnstreikteilnehmern aus der Frühschicht in Lübeck und Kiel. UKSH-Sprecher Grieve bezifferte die Gesamtzahl auf etwa 300. Laut UKSH sind im Klinikum insgesamt rund 3300 Pflegekräfte beschäftigt. Von seinem Warnstreik-Aufruf hatte Verdi nur die stationären Kinderbetten und die geschlossenen Bereiche am Zentrum für integrative Psychiatrie ausgenommen.

Die sechste Verhandlungsrunde in dem Tarifstreit ist für diesen Donnerstag und nächsten Montag angesetzt. Verdi stellt in den Mittelpunkt die Forderung nach deutlich mehr Pflegepersonal, weil dieses völlig überlastet sei. Das Klinikum bot bisher an, 182 Mitarbeiter mehr einzustellen. Aus Verdi-Sicht werden 420 Mitarbeiter mehr benötigt, um eine angemessene Pflege zu gewährleisten.

Streikleiter Kühhirt wertete die Teilnahme am Warnstreik als sehr gut. „Wir erwarten vom Vorstand, dass er jetzt ernsthaften Verhandlungswillen zeigt“, sagte er im Blick auf die nächste Runde. „Wenn der Vorstand weiter alles blockiert, wird es weitere Aktionen geben.“ Letztlich sei auch das Land als Eigentümer gefragt. Es sollte dem UKSH-Vorstand klare Vorgaben machen. „Ansonsten werden wir uns sicher auch bald vor dem Landeshaus treffen“, sagte Kühhirt. „Das ist insgesamt keine ganz leichte Situation“, sagte UKSH-Sprecher Grieve.

Verdi setzt den Warnstreik der Pfleger am Dienstag fort. Für diesen Tag hat die Ärztegewerkschaft Marburger Bund auch rund 1600 UKSH-Ärzte zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen. Hier geht es ebenfalls um Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und mehr Geld. Anlass ist die Fortsetzung der Tarifverhandlungen mit den Ländern. Zur Teilnahme an einer zentralen Kundgebung in Hannover haben sich laut Marburger Bund 250 UKSH-Mediziner angemeldet.

Die Gewerkschaft verlangt, die Arbeitsbelastung der Ärzte deutlich zu senken. In einer Umfrage hatten 22 Prozent der Mediziner an den Uni-Kliniken eine Arbeitsbelastung von mehr als 60 Stunden pro Woche beklagt. Die tatsächliche Arbeitszeit liege oft jenseits der erlaubten Grenze. Der Marburger Bund fordert eine verlässliche Dienstplangestaltung, eine Begrenzung der Bereitschaftsdienste und eine Gehaltserhöhung von sechs Prozent.

Für Dienstag rief Verdi auch noch die rund 700 Ausbildenden der UKSH-Akademie zu einem eintägigen Warnstreik auf. „Wir erhöhen den Druck und legen noch eine Schippe drauf“, sagte Kühhirt. Auch die Azubis hätten die berechtige Forderung nach mehr Ausbildungsqualität. Wichtige Anleitungen können wegen der permanent angespannten Personalsituation nicht vorgenommen werden.

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