Am Sonntag ist es wieder so weit: Geschenke und Girlanden für die "beste Mama der Welt". Anfang Mai wird Muttertag gefeiert. Erdacht hat ihn eine US-Frauenrechtlerin, nicht wie oft vermutet die Nazis, die instrumentalisierten ihn nur. Gut 100 Jahre nach Erfindung des Ehrentags lässt sich sagen: Schon am Montag danach werden viele Mütter kaum noch gefeiert, jedenfalls nicht an ihrem Arbeitsplatz. Dort gelten sie manchem Vorgesetzten offenbar weiter als Beschäftigte zweiter Klasse.
"Man schenkt zum Muttertag Pralinen und Blumen, aber eigentlich brauchen Mütter was anderes", sagt die Sozialwissenschaftlerin Yvonne Lott. Sie fand heraus, dass Arbeitnehmerinnen nach mehr als einem Jahr Elternzeit zehn Prozent weniger pro Stunde verdienen. Auch nach kürzerer Pause wird deutlich weniger bezahlt, so eine unveröffentlichte Studie des gewerkschaftsnahen WSI-Instituts.
Dabei haben Mütter das Recht, in einen vergleichbaren Job zurückzukehren. Aber manche wechseln die Firma, um Beruf und Kind besser vereinbaren zu können. Andere gehen deshalb in Teilzeit, was oft dem Gehalt schadet. Wieder andere drängt der Arbeitgeber in unwichtigere Positionen. Ein Polizeibeamter beschrieb es der Forscherin so: "Die Mutter kann die Luschen-Sachbearbeitung machen."
Die längere Auszeit, die viele Frauen nach der Geburt nehmen, entwertet in den Augen mancher Chefs ihre Qualifikation. Das trifft vor allem höher qualifizierte Beschäftigte wie Juristinnen oder Ärztinnen, sagt Lott. "Generell betrachten viele Arbeitgeber Mutterschaft als Ausdruck fehlender Karriereorientierung." Ein befragter Ingenieur in der Chemiebranche gab zu Protokoll, er halte die Elternzeit entgegen seinem Plan kurz, weil sonst womöglich sein angestammter Posten weg sei. Frauen entscheiden oft anders. So erreichen Mütter mit zwei Kindern, bis sie 45 werden, durchschnittlich 40 Prozent weniger Lohn als kinderlose Frauen.
Schwedische Mütter verdienen mehr als kinderlose Schwedinnen
Deutschland steht im internationalen Vergleich schlecht da. In Schweden etwa, das Frauen seit Langem den Rückweg in den Beruf ebnet, verdienen Mütter ab einer gewissen Zeit im Schnitt mehr als kinderlose Frauen. Und in den USA helfen gleitende Arbeitszeiten, anspruchsvollere Jobs mit Kindern zu vereinbaren - und so höhere Gehälter zu sichern. In der Bundesrepublik dagegen bedeutet Gleitzeit nach Elternzeit für Mütter ein kräftiges Gehaltsminus. "Flexibles Arbeiten scheint das Stigma der Mutterschaft zu verstärken", urteilt Lott. "Firmen trauen Frauen dann noch weniger Leistung zu."
Was lässt sich für arbeitende Mütter tun? Eine ganze Menge, sagt Ute Klammer. Die Direktorin des Instituts Arbeit und Qualifikation fordert bessere Kinderbetreuung, damit das Arbeiten unkomplizierter wird. "Außerdem würden mehr Vätermonate bei der Elternzeit helfen", sagt Klammer. "Dann werten Firmen nicht mehr automatisch Mütter ab." Sie favorisiert auch eine Idee der SPD, wonach beide Eltern einen Zuschuss bekommen, wenn sie wegen der Kinder für eine gewisse Zeit gemeinsam ihre Arbeit reduzieren. All das und manches andere verspricht mehr Gleichberechtigung im Beruf. Ein paar Blumen und Schmeicheleien zum Muttertag nehmen sich dagegen eher bescheiden aus.