Bei den Themen Gleichstellung und Mutterschutz werden die Arbeitgeber häufig als herzlose Gewinnmaximierer dargestellt. Ist das angemessen?
Wer Frauen wirklich fördern will, müsste auch die Arbeitgeber vor Risiken schützen. Dass das konsequent nicht geschieht, lässt sich an den kleinteiligen Änderungen im Mutterschutz zeigen. Arbeitgeber müssen jetzt routinemäßig überprüfen, auf welchen Stellen in ihrem Betrieb Schwangere gefährdet sind und wie sich diese umgestalten ließen. Das ist eine gute Sache. Das Problem ist aber: Die Frau darf gar nicht mitreden. Wenn die Stelle umgestaltet werden kannn, muss sie mit den Änderungen leben. Wenn nur eine Versetzung möglich ist, muss sie sich versetzen lassen. Und nur wenn auch das nicht geht, kommt ein vorübergehenden Beschäftigungsverbot in Frage.
Ein Verbot klingt erst mal nach etwas schlechtem. Tatsächlich geht es darum, das Leben und die Gesundheit von Mutter und Kind zu schützen. Was bedeutet das konkret für den Arbeitgeber?
Bei einem Beschäftigungsverbot bekommt der Arbeitgeber den Lohn für die Ausfallzeit von den Krankenkassen erstattet. Nun wird es stattdessen zu mehr Krankmeldungen kommen, das heißt, die Unternehmen müssen den Lohn selbst fortzahlen. Je kleiner das Unternehmen, umso empfindlicher wirkt sich das finanziell aus. Aus meiner Sicht hat man unter dem Label, Schwangere oder stillende Frauen im Berufsleben stärken zu wollen, eigentlich die Krankenkassen von Kosten entlastet. Frauen werden noch mehr als zuvor neben einem Ausfallrisiko auch zu einem finanziellen Risiko. Die vermeintlichen Schutzrechte fliegen ihnen um die Ohren, wenn es am Ende heißt: "Ich stelle keine Frau mehr ein."
Die Juristin Nina Straßner erklärt Eltern auch in Onlinekursen, welche Rechte sie gegenüber ihrem Arbeitgeber geltend machen können.
(Foto: Valeria Mitelman)Wie bewerten Sie die Regelungen zur Elternteilzeit? Gibt es da auch Stolperfallen?
Hier wird zumindest geschlechtsneutral diskriminiert. Väter, die in Elternteilzeit arbeiten wollen, sind oft genauso gelackmeiert wie ihre Frauen. Ich habe schon häufig Sätze gehört wie: "Was wollen Sie? Da hätte ich ja gleich eine Frau einstellen können!". Aber da muss man auch mal auf die Eltern selbst zeigen.
Lassen sich Mütter und Väter zu viel gefallen?
Vor allem Mütter sind viel zu dankbar, wenn sie eine Elternteilzeitstelle bekommen haben und man ihnen gnädigerweise Arbeit gegeben hat, obwohl sie doch jetzt Mutter sind. Dabei sind Elternteilzeitstellen oder die problemlose Rückkehr auf den Arbeitsplatz nach der Elternzeit keine Nettigkeit des Arbeitgebers, sondern eine glasklare rechtliche Selbstverständlichkeit. Aber manchmal wissen es die Vorgesetzten ja auch nicht besser.
Das heißt, es bräuchte mehr Aufklärung darüber, welche Rechte Eltern am Arbeitsplatz tatsächlich haben. Jetzt haben Sie die Möglichkeit, mit einem großen Irrtum aufzuräumen.
Viele Mütter setzen sich beispielsweise während der Elternzeit zwei Jahre lang ans Telefon am Empfang, obwohl sie vorher die Buchhaltung geleitet haben. Solange der Arbeitgeber das bisherige Gehalt zahlt, sei das doch für alle eine super Lösung. Die Flexibilität zahlt sich aber selten aus, im Gegenteil. Im schlimmsten Fall wird die bisherige Stelle während der Elternteilzeit abgebaut und eine betriebsbedingte Kündigung möglich. Auf Jobsuche muss man dann angeben, was man wirklich die letzten zwei Jahre gemacht hat - und der Lebenslauf sieht plötzlich mies aus. Angestellte sollten niemals unter ihrem Niveau arbeiten, nur weil sie Eltern geworden sind.