Transplantationen:Ein Herz für Organspenden

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Ihr Inhalt kann Leben retten: In weißen Styroporboxen werden die Spenderorgane zum OP-Saal gebracht. (Foto: Soeren Stache/dpa)
  • Nur rund 40 Prozent der Deutschen haben einen Organspendeausweis, obwohl 84 Prozent dies grundsätzlich positiv sehen.
  • Laut Union sollen alle Kassenmitglieder befragt werden, ob sie bereit sind, Organe zu spenden.
  • Ein zentrales Register soll alle potenziellen Spender erfassen.

Von Kristiana Ludwig, Berlin

Die Frage, ob ein Mensch nach seinem Tod zum Organspender wird, beantwortet heute eine selbstbeschriebene Pappkarte. Der Organspendeausweis ist ein freiwilliges Dokument, das Patienten bei sich tragen, wenn sie im Krankenhaus sterben - oder eben nicht. Dementsprechend mau ist die Zahl der Spenderorgane.

Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) besitzen nur rund 40 Prozent der Deutschen einen Ausweis, obwohl 84 Prozent Organspende grundsätzlich positiv sehen. Die Union möchte die Pappkarte nun ersetzen: durch ein kleines Herz auf der Krankenkassenkarte. "Die Krankenkassen sollen die persönlichen Wünsche ihrer Versicherten abfragen, bevor sie neue Karten verschicken", sagt der CSU-Abgeordnete Stephan Pilsinger. In einem Eckpunktepapier, welches der Süddeutschen Zeitung vorliegt, schlagen die Parlamentarier außerdem ein "zentrales Register" vor, "das alle Personen aufführt, die bereit sind, Organe zu spenden".

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Wenn es nach der Union geht, sollten künftig alle Ärzte - also auch die in kleinen Kreiskrankenhäusern - in ein solches Register schauen können. Bislang gibt es eine solche Liste potenzieller Organspender noch nicht. Im Transplantationsgesetz steht zwar, dass das Bundesgesundheitsministerium anordnen könnte, dass eine "Stelle" die Spendeentscheidung der Patienten speichert und sie "berechtigten Personen" zugänglich macht. Doch eine konkrete Verordnung fehlt dazu. Eine Sprecherin des Ministeriums sagte, man warte hier noch auf die lang angekündigte elektronische Gesundheitskarte. Auf ihr könnte auch ein digitaler Organspendeausweis Platz finden.

Die Parteien hatten bereits in den vergangenen Wochen über Reformen des Organspenderechts diskutiert. Während der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach dafür plädiert hatte, dass jeder, der einer Organspende nicht ausdrücklich widerspricht, als Spender in Frage kommt, hatte der Kieler FDP-Gesundheitsminister Heiner Garg zumindest eine verpflichtende Entscheidung vorgeschlagen: Ähnlich wie in den USA sollten die Menschen beim Beantragen von Dokumenten wie Personalausweis oder Führerschein angeben müssen, ob sie im Fall ihres Todes Organspender sein wollen oder nicht.

Bundesgesundheitsminister Spahn hatte angekündigt, nach der Sommerpause im September einen Gesetzesentwurf vorzulegen. Er sagte, er wolle darauf hinwirken, dass sich die Organentnahme für Kliniken eher lohnt. Schließlich müssen Krankenhäuser ein Bett freihalten, um die Körperfunktionen von Verstorbenen künstlich aufrechtzuerhalten. "Es soll kein Minusgeschäft sein", sagte Spahn. Außerdem will er die Transplantationsbeauftragten an den Kliniken unterstützen. Mit Überlegungen, ob Bürger künftig einer Organentnahme zustimmen oder widersprechen sollten, wolle er sich noch bis Herbst Zeit lassen, sagte Spahn.

Der Autor des Unionspapiers, Stephan Pilsinger, hat diese Frage dagegen schon beantwortet. Er wolle "nicht die Systemfrage" stellen und einen Widerspruch einführen, sondern die Abläufe in den Kliniken verbessern, sagt er. Außer dem kleinen Herz auf der Karte schlägt er "externe Expertenteams" vor, die schnell anrücken, wenn der Hirntod eines Organspenders von Spezialisten bestätigt werden muss. Dies sieht nämlich eine Richtlinie vor. Wie auch Spahn spricht sich die Fraktion für eine bessere Bezahlung der Krankenhäuser aus. Außerdem will sie, dass Transplantationsbeauftragte in Krankenhäusern ab einer gewissen Größe von anderen Aufgaben entbunden werden.

© SZ vom 12.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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