Marienberg:Bestatter blicken mit Sorge auf vierte Pandemie-Welle

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Ein Verstorbener in einem Sarg mit Aufschrift „SARS-CoV-2 positiv - Corona“ wird eingeäschert. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild)

Die sächsischen Bestatter blicken angesichts dramatischer Corona-Infektionszahlen mit Sorge in die Zukunft. "Derzeit ist die Lage noch entspannt und überhaupt...

Direkt aus dem dpa-Newskanal: Dieser Text wurde automatisch von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen und von der SZ-Redaktion nicht bearbeitet.

Marienberg (dpa/sn) - Die sächsischen Bestatter blicken angesichts dramatischer Corona-Infektionszahlen mit Sorge in die Zukunft. „Derzeit ist die Lage noch entspannt und überhaupt nicht vergleichbar mit der Situation im vergangenen Jahr“, sagte Tobias Wenzel, Innungsobermeister der Bestatterinnung Sachsen, der Deutschen Presse-Agentur. Dennoch könne es wegen der dynamischen Entwicklung zu Überlastungen kommen. „Wenn eine Infektionswelle beginnt, landet sie 14 Tage später auf den Intensivstationen. Nach weiteren zwei Wochen bekommen wir sie zu spüren.“

Wenzel zufolge gibt es in jeden November eine steigende Zahl von Todesfällen und damit auch mehr Einäscherungen als sonst. Nun würden aber vermehrt Corona-Tote hinzukommen. Die Krematorien seien deshalb ausgelastet. Problematisch sei die Lage aber vor allem in zweierlei Hinsicht: Zum einen stellten die Standesämter wegen Personalmangel nur sehr schleppend die erforderlichen Dokumente aus. „Kapazitäten in den Krematorien sind da. Wir können aber nicht handeln, weil die Bestattungsscheine nicht vorliegen“, sagte Wenzel. Im Ergebnis würden sich die Kühlhäuser immer mehr füllen.

Das zweite Problem betreffe das Personal der Krematorien und Bestattungsunternehmen selbst. Da immer mehr Schulkinder in Quarantäne kämen, müssten Eltern zu Hause bleiben, weil es für Kinder von Bestattern keine Notbetreuung gebe. „Deshalb fällt mittlerweile viel Personal aus“, sagte Wenzel. Er habe sowohl das sächsische Sozialministerium als auch das Kultusministerium darauf angesprochen, aber nur vage Antworten erhalten. Möglicherweise werde das in der neuen Corona-Verordnung ab 12. Dezember geregelt: „Dann ist das Kind aber schon in den Brunnen gefallen.“

„Ich wünsche mir, dass die Leute in den Ministerien mal einen Tag an der Basis arbeiten, um zu sehen, was hier los ist“, sagte Wenzel. Bei den steigenden Infektionszahlen müsse man gerade jetzt handeln. In einem anderen Punkt sieht der Innungsobermeister seien Kollegen aber besser gerüstet als vor einem Jahr. Die Lieferung etwa von Särgen oder Hygieneartikeln wie Masken und Schutzanzügen sei überhaupt kein Problem mehr. Zudem hätten viele Bestatter auch Vorräte angelegt, um bei Engpässen über die Runden zu kommen.

Ende 2020 waren die Kapazitäten der zehn sächsischen Krematorien derart erschöpft, dass Tote zur Einäscherung in andere Bundesländer gebracht werden mussten. Die Bilder davon machten die ganze Dramatik der Pandemie in Sachsen deutlich. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die Infektionszahlen ein Jahr später noch viel höher ausfallen“, sagte Wenzel.

© dpa-infocom, dpa:211129-99-181670/2

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