Potsdam:Woidke: In Brandenburg zunächst keine Ausgangsbeschränkungen

Lesezeit: 2 min

Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, gibt ein Pressestatement. (Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa)

Brandenburg verhängt in der Corona-Krise zunächst keine Ausgangsbeschränkungen für die Bürger. Er wolle das für die nächsten Stunden oder Tage ausschließen,...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburg verhängt in der Corona-Krise zunächst keine Ausgangsbeschränkungen für die Bürger. Er wolle das für die nächsten Stunden oder Tage ausschließen, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Freitag in Potsdam. Man müsse die nächsten Tage abwarten und beobachten, ob die bisherigen Maßnahmen griffen. „Ich habe für Brandenburg einen sehr, sehr guten Eindruck“, sagte der Regierungschef. Restriktive Einzelmaßnahmen in Städten mit einer erhöhten Zahl an Sars-CoV-2-Infizierten wollte er nicht ausschließen.

„Wir setzen aber weiter darauf, dass die Menschen die Maßnahmen mittragen“, sagte Woidke. Die Einsicht müsse da sein, dass jeder dazu beitragen könne, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Jeder Einzelne müsse Verantwortung übernehmen und soziale Kontakte reduzieren. Der Regierungschef widersprach zudem der angeblich verbreiteten Meinung, dass bei jungen Leuten die Ansteckungsgefahr nicht so groß sei. „Das stimmt nicht“, warnte er.

Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Brandenburg erhöhte sich unterdessen am Freitag auf 265 (Stand: 15.00 Uhr). 61 bestätigte Fälle seien im Vergleich zum Vortag hinzugekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Potsdam mit. Die meisten Infektionen sind aktuell im Landkreis Oder-Spree registriert. Dort gibt es derzeit insgesamt 37 bestätigte Coronavirus-Fälle.

Auf den Brandenburger Autobahnen Richtung Polen entspannte sich unterdessen die Lage. Wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte, haben die polnischen Grenzschützer ihre Kontrollen, wie von der Regierung in Warschau angekündigt, deutlich gelockert. Dadurch war der zeitweise bis zu 50 Kilometer lange Rückstau an Lastwagen, der weit bis nach Brandenburg hineinreichte, am frühen Morgen abgebaut. Polen hatte die Grenzkontrollen, zu denen auch das Fiebermessen gehörte, am Sonntag eingeführt.

Um für den weiteren Anstieg der Infektionszahlen sowie schwere Covid-19-Fälle gewappnet zu sein, bereiten sich Kliniken vor. Das Klinikum Brandenburg etwa habe die Zahl der Intensivbetten von 18 auf 30 erhöht, teilte Sprecher Björn Saeger mit. „Eine weitere kurzfristige Aufstockung auf bis zu 50 Beatmungsbetten ist bei uns möglich“, heißt es aus der Klinik in Brandenburg/Havel. Das notwendige medizinische Gerät dafür sei aber noch nicht ausreichend vorhanden.

Beim Personal sorgt das Klinikum Brandenburg ebenfalls vor: „Wir prüfen Reaktivierungsmöglichkeiten, Urlaubsrückholungen und akquirieren Helfer und Studenten“, teilte Saeger mit. Auch das Naemi-Wilke-Stift in Guben prüft unter anderem, ob etwa Ruheständler sowie Kranken- und Gesundheitspflegeschüler aktiviert werden können. Alle nicht lebensnotwendigen Operationen seien abgesagt worden. Außerdem schule das Haus unter anderem Ärzte aus anderen Abteilungen in der Bedienung von Beatmungsgeräten.

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) appellierte unterdessen erneut an die Brandenburger, auf Hamsterkäufe in der Corona-Krise zu verzichten. An diesem Wochenende greifen zum ersten Mal die Ausnahmen für Sonntagsarbeit. Sie rufe nochmals alle Bürger auf, weiter Solidarität zu zeigen. Zur Vermeidung von Versorgungsengpässen hat das für Arbeitsschutz zuständige Gesundheitsministerium vorübergehend Ausnahmen von den Regelungen des Arbeitszeitgesetzes zugelassen.

Bei der Kontrolle der Maßnahmen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus - etwa die Schließung von Geschäften und geänderte Öffnungszeiten für Restaurants - arbeiten die Behörden in Brandenburg aus Sicht des Städte- und Gemeindebunds „im Großen und Ganzen gut zusammen“. Mitarbeiter der Ordnungsämter überprüften die Einhaltung der neuen Vorschriften - „und in den meisten Fällen wird dies akzeptiert“, sagte der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Jens Graf.

Auch die Tier- und Wildparks sind für Besucher geschlossen - und sorgen sich um ihr Überleben. Vor allem privatwirtschaftliche Parks stehen vor großen Problemen, da sie sich hauptsächlich über Eintrittsgelder finanzieren. „Die nächsten vier Wochen kommen wir noch durch. Danach weiß ich nicht, wie es weitergehen soll“, sagte etwa Imke Heyter, Geschäftsführerin des Wildparks Schorfheide.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: