Halle (Saale):Kinder mit Atemwegsinfekten: Kaum Platz in Kinderkliniken

Lesezeit: 2 min

Ein Arzt untersucht in einer Kinderklinik ein Kind. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Husten, pfeifender Atem und Luftnot: Viele der kleinsten Patienten in den Kinderkliniken in Sachsen-Anhalt kämpfen mit einem Atemwegsinfekt. Das Respiratorische...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Halle/Dessau (dpa/sa) - Husten, pfeifender Atem und Luftnot: Viele der kleinsten Patienten in den Kinderkliniken in Sachsen-Anhalt kämpfen mit einem Atemwegsinfekt. Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) trifft vor allem Säuglinge und Kleinkinder. In diesem Jahr grassiert es schon früher als sonst und auch mehr Kinder stecken sich an.

Teilweise stoßen die Krankenhäuser sogar schon an ihre Belastungsgrenze. „Die Kinderabteilungen sind extremst gefüllt mit diesem RS-Virus“, sagte Wolfgang Schütte, Präsident des Krankenhausverbands Sachsen-Anhalt, der Deutschen Presse-Agentur. Teilweise hätten Kinderstationen keinen Platz mehr.

Auch in Dessau ist die Kinderstation des Städtischen Klinikums gut ausgelastet. Seit es Mitte September mit RSV so richtig losgegangen sei, waren im Schnitt 25 Prozent der Betten mit Kindern mit dem Virus belegt, sagte Stefan Fest, der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Mittwoch. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es den Angaben zufolge deutlich mehr Fälle. Allein bei den Testungen sehe man einen krassen Gegensatz, so Fest. Im gesamten Jahr 2020 wurden im Städtischen Klinikum Dessau gerade einmal 14 Tests auf RSV gemacht, davon war einer positiv. In diesem Jahr wurden bis Mitte Oktober schon fast 50 Tests durchgeführt, mit 31 positiven Befunden.

Normalerweise steigen die RSV-Infektionen erst im November stärker an. Warum die Infektionslage aktuell so hoch sei, sei unklar, sagte Krankenhausverband-Chef Wolfgang Schütte. Eine Ursache könne sein, dass die Corona-Hygienemaßnahmen das Virus unterdrückt hätten. Dadurch habe es keine kontinuierliche Infektionsrate gegeben. Jetzt schlage das RS-Virus dann plötzlich zu, so Schütte weiter.

Ähnlich formuliert es auch Stefan Fest aus Dessau. Normalerweise bekämen 50 bis 70 Prozent der Kinder im ersten Lebensjahr RSV, bis zum zweiten Lebensjahr seien dann in der Regel so gut wie alle Kinder mit der ersten Infektion durch. In der Krippe oder der Kita treffe das Virus jetzt auf viele Kinder, die im vergangenen Jahr noch nicht erkrankt seien.

Beide Ärzte geben aber Entwarnung: So gefährlich wie das Coronavirus ist das RSV demnach nicht. „Und es ist auch nicht so gefährlich, dass die alle auf die Intensivstation müssen, die Kinder. Aber sie sind doch eben relativ krank“, sagte Schütte. RSV lasse sich gut behandeln und nach etwa einer Woche hätten die Kinder die Krankheit dann meist überstanden, so Chefarzt Fest aus Dessau.

Ältere Kinder stecken das Virus den Angaben zufolge in der Regel gut weg und bei Erwachsenen ist es relativ selten. Da spielt es laut Schütte nur bei Risikogruppen eine Rolle.

© dpa-infocom, dpa:211027-99-750859/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: