Elektromagnetische Strahlung:Warum droht dem iPhone 12 ein Rückruf?

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Apple-Chef Tim Cook präsentiert ein iPhone 12 im Oktober 2020. (Foto: BROOKS KRAFT/AFP)

Eine Überwachungsbehörde in Frankreich hat erhöhte Strahlenwerte bei dem Gerät gemessen. Fachleute rechnen aber nicht mit Gefahren für die Gesundheit. Apple will mit einem Update reagieren.

Von Hanno Charisius

Die französische Aufsichtsbehörde ANFR hat am Dienstag die Firma Apple aufgefordert, wegen erhöhter Strahlungswerte ihr Mobiltelefon iPhone 12 vom Markt zu nehmen, das seit drei Jahren im Handel ist. Wenn Apple die Werte nicht "so schnell wie möglich" mit einem Update korrigiere, müssten auch die in Frankreich im Umlauf befindlichen Geräte zurückgerufen werden. Da das Verfahren in Frankreich laut Bundesnetzagentur "leitende Funktion für Europa insgesamt" habe, könnte es dann auch zu einem Rückruf in Deutschland kommen.

Wie die französische Behörde erklärte, ließ sie 141 Mobiltelefone in einem Labor untersuchen. Bei unmittelbarem Körperkontakt etwa in Hand oder Hosentasche lagen die Strahlenwerte demnach bei 5,74 Watt pro Kilogramm, maximal erlaubt sind vier. Andere Grenzwerte seien eingehalten worden. Ermittelt wurde der sogenannte SAR-Wert. Mobiltelefone nutzen elektromagnetische Felder, um Sprache und Daten zu übertragen. Der SAR-Wert gibt an, wie viel der von diesen ausgehenden Energie vom Körper absorbiert wird. Das Bundesamt für Strahlenschutz fragt regelmäßig bei Herstellern die SAR-Werte der in Deutschland vertriebenen Handys ab. In seiner Datenbank sind für alle iPhone-12-Modelle Werte unter einem Watt pro Kilogramm Körpergewicht hinterlegt, sowohl für die Messung am Körper als auch im Abstand von 0,5 Zentimetern. Der Grenzwert von zwei Watt pro Kilogramm bei einem halben Zentimeter Abstand wurde laut ANFR von dem Telefon eingehalten.

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Von Apple heißt es, das iPhone 12 sei von mehreren internationalen Gremien zertifiziert und als konform mit den weltweit geltenden SAR-Vorschriften und -Normen anerkannt worden. Man habe der ANFR Ergebnisse eigener und unabhängiger Labore vorgelegt, die die Konformität belegen. Laut Apple hänge der erhöhte Messwert mit einem speziellen Testprotokoll der französischen Aufsichtsbehörden zusammen und stelle kein Sicherheitsrisiko dar. Das Unternehmen plane, ein Software-Update für Nutzerinnen und Nutzer in Frankreich veröffentlichen, um das von den französischen Regulierungsbehörden verwendete Testprotokoll zu berücksichtigen.

Die SAR-Grenzwerte lägen weit unter Strahlenmengen, die Schäden hervorrufen könnten, sagt der Professor für medizinische Physik Malcolm Sperrin. Er hält es für unwahrscheinlich, dass eine geringe Grenzwertüberschreitung Gesundheitsschäden verursache. Generell gebe es trotz viel Forschung bislang keine schlüssigen Hinweise auf Gesundheitsprobleme durch Handys, abgesehen von womöglich gestörtem Schlaf bei Langzeitnutzung. Das unterstreicht sein Kollege Ian Scivill vom Royal Hallamshire Hospital. Auch nach vielen Jahren Nutzung durch viele Menschen gebe es keine Hinweise auf ein höheres Risiko etwa für Krebs, Kopfschmerzen oder eine verminderte geistige Leistung.

Mit Material vom Science Media Center.

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