Gesundheit:Start für Expertenrat - Über eine Million Corona-Impfungen

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Eine medizinische Fachkraft bereitet während eines Impfmarathos im Pforzheimer Congress-Centrum eine Impfspritze vor. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Ein neues Expertengremium soll die wissenschaftliche Beratung der Bundesregierung auf eine breitere Basis stellen. Die Pandemiebekämpfung solle sich stärker auf wissenschaftliche Expertise stützen, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dazu am Samstag.

"Wir werden bereits Dienstag zusammenkommen und das weitere Vorgehen beraten." Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte dem ARD-Hauptstadtstudio: "Wir wollen erreichen, dass dort auch Konsense formuliert werden."

Den vierten Tag in Folge haben am Freitag mehr als eine Million Menschen in Deutschland eine Impfung gegen das Coronavirus bekommen. Die Inzidenz sank, aber die Zahl der Todesfälle stieg. Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 510 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 378 Todesfälle.

Lauterbach kündigte an, für ihn werde die enge Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Rates Grundlage seiner Politik "Wir kennen uns schon lange", erklärte Lauterbach. Scholz erwartet von dem Expertenrat nach eigenen Worten Vorschläge, die die Regierung ihren Entscheidungen mit zugrunde legen kann.

Drosten und Streeck Teil des Expertenrates

Die "Welt am Sonntag" berichtete, dem sogenannten Wissenschaftlichen Expertengremium gehörten unter anderem Christian Drosten, Chefvirologe der Berliner Charité, sowie Hendrik Streeck, Leiter des Virologischen Instituts der Uniklinik Bonn, an.

Beide Experten hatten sich in der Vergangenheit teils sehr unterschiedlich zur Bewältigung der Krise geäußert. Anders als Drosten war Streeck unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht zu Corona-Beratungen hinzugezogen worden. Neben dem Virologen-Duo sollen unter anderem Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) sowie die Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, die Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut und Intensivmediziner Christian Karagiannidis dem Expertenrat angehören.

Inzidenz sinkt leicht

Bei der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz war im Vergleich zum Vortag erneut ein Rückgang zu beobachten. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 402,9 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 413,7 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 442,7 (Vormonat: 249,1). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 53.697 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.09 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 64.510 Ansteckungen.

Bei der Bewertung des Infektionsgeschehens ist zu bedenken, dass Experten derzeit von einer merklichen Untererfassung ausgehen. Gesundheitsämter und Kliniken kommen demnach mit der Meldung von Fällen zumindest in einzelnen Regionen nicht mehr hinterher.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Freitag mit 5,71 (Donnerstag 5,75) an. Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Samstag mit 5.368.300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 105.506. Das RKI weist zudem mehr als eine Million (1.003.400) aktive Covid-19-Fälle aus.

Über eine Million Impfungen an einem Tag

Bei den Impfungen geht es derweil voran: Insgesamt 1,055 Millionen Dosen wurden am Vortag verabreicht, wie aus den RKI-Zahlen vom Samstag hervorgeht. 915.000 davon waren den Angaben zufolge Auffrischungsimpfungen. Insgesamt haben mittlerweile rund 18,7 Millionen Menschen eine sogenannte Boosterimpfung erhalten - das entspricht etwa 22,5 Prozent der Bevölkerung. Das RKI geht davon aus, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft sind, als die Daten nahelegen: Eine hundertprozentige Erfassung der Impfungen könne durch das Meldesystem nicht erreicht werden.

Es zeichnet sich bereits ab, dass auch die derzeitigen Auffrischungsimpfungen nicht die letzten sein werden. "Wir rechnen damit, dass im Sommer, spätestens im Herbst eine vierte Impfung nötig sein wird", sagte Hausärzteverband-Chefs Ulrich Weigeldt der "Bild"-Zeitung. Er hoffe darauf, dass die vierte Corona-Impfung dann "schon in Verbindung mit der Grippe-Impfung" verabreicht werden könne, "um den Schutz vor Corona in eine Routine zu überführen".

© dpa-infocom, dpa:211211-99-340647/4

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