Rheda-Wiedenbrück:Tönnies konkretisiert Vorschläge: 1000 Einstellungen geplant

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Ein Lastwagen verlässt das Betriebsgelände der Firma Tönnies. (Foto: David Inderlied/dpa)

Deutschlands größter Fleischkonzern Tönnies hat konkrete Schritte für Veränderungen im Unternehmen angekündigt: So sollen bis zum 1. September dieses Jahres...

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Rheda-Wiedenbrück (dpa/lnw) - Deutschlands größter Fleischkonzern Tönnies hat konkrete Schritte für Veränderungen im Unternehmen angekündigt: So sollen bis zum 1. September dieses Jahres 1000 Werksvertragsangestellte direkt in Rheda-Wiedenbrück einen Vertrag erhalten. Bis Ende 2020 sei es das Ziel, alle „Mitarbeiter der Kernbereiche direkt beim Unternehmen einzustellen“, hieß es am Montag in einer Mitteilung des Unternehmens.

Bereits am 23. Juni hatte Tönnies vermeldet, in Zukunft Werkvertragsarbeiter einstellen zu wollen. Damit würde der nach einem Corona-Ausbruch in seiner Belegschaft stark in die Kritik geratene Konzern eine Forderung der Politik erfüllen. Die Bundesregierung hatte angekündigt, dass mit Beginn des Jahres 2021 Werkverträge und Leiharbeit in der Fleischindustrie abgeschafft werden sollen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will noch in diesem Monat einen Gesetzentwurf für bessere Arbeitsbedingungen vorlegen.

Ebenfalls bis Anfang September will Tönnies rund 400 Wohnplätze in Rheda-Wiedenbrück für die zukünftigen Angestellten anmieten. Dazu seien zwei Wohnungsgesellschaften gegründet worden. Je nach Bedarf soll auch an weiteren Standorten Wohnraum geschaffen werden. Die vorhandene Zeiterfassung werde bis zum 1. August in ein digitales System überführt.

Am Montag hatte Tönnies seinen Probebetrieb in der Zerlegung fortgesetzt. Dazu verarbeiten unter Aufsicht der Behörden nur Arbeiter einer Schicht bis zu maximal 10 000 Schweine am Tag. Zum Ergebnis des dritten Testtages mit neuem Hygienekonzept und reduzierter Belegschaft wollte sich ein Unternehmenssprecher am Montag nicht äußern und verwies auf die Behörden. Der Konzern musste für den Infektionsschutz Trennwände aus Plexiglas zwischen die Arbeitsplätze bauen und eine neue Filtertechnik für die gekühlte Umluft installieren.

Das Tönnies-Werk neben der Firmenzentrale in Rheda-Wiedenbrück stand nach dem massenhaften Corona-Ausbruch unter den Mitarbeitern rund vier Wochen lang still. Im Bereich der Zerlegung waren die meisten der insgesamt mehr als 1400 coronainfizierten Mitarbeiter tätig. Die Behörden hatten die Produktion daraufhin untersagt. Um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern, gab es zeitweise für die Bewohner der Kreise Gütersloh und Warendorf wieder verschärfte Hygieneregeln und Kontaktbeschränkungen. Betroffen waren zusammen über 600 000 Menschen. Für die Tönnies-Mitarbeiter galt eine strenge Quarantäne-Regelung, die am Freitag auslief.

Von den rund 1400 mit Corona infizierten Tönnies-Mitarbeitern liegen (Stand Montag) nach Angaben der Bezirksregierungen in Detmold und Arnsberg noch sechs Patienten in Krankenhäusern. Drei Betroffene werden auf Intensivstationen betreut, zwei Patienten müssen beatmet werden.

Nach der Kritik von Clemens Tönnies an einer fehlenden schriftlichen Begründung für die Schließung des Tönnies-Stammwerks in Rheda-Wiedenbrück reagierte der Kreis Gütersloh. „Ja, es ist richtig, es steht noch eine schriftliche Bestätigung der mündlichen Verfügung aus. Die bekommt Herr Tönnies noch“, sagte eine Kreis-Sprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Die Eindämmung des Infektionsgeschehens habe bislang Vorrang gehabt.

Mitgesellschafter und Geschäftsführer Clemens Tönnies hatte in einem Zeitungsinterview beklagt, dass das Unternehmen bis heute nicht wisse, welchen Rechtsbruch es begangen haben soll.

Die Kreissprecherin verwies auf die komplizierte Rechtslage bei der Zuständigkeit. Während die Bezirksregierung in Detmold sich um das Thema Arbeitsschutz kümmert, sei der Kreis für die Lebensmittelkontrolle und die Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes verantwortlich. Die Stadt verantwortet das Ordnungsrecht. Nach der mündlichen Verfügung durch Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) habe die Stadt Rheda-Wiedenbrück in Absprache mit dem Kreis und dem Gesundheitsministerium in Düsseldorf die Folgeschließung verfügt. Begründet wurde die Betriebsschließung mit dem Infektionsschutzgesetz.

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