Mainz:Impfungen beginnen in Altenheimen: 2000 Menschen pro Tag

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Eine medizinische Fachangestellte setzt eine Spritze an. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Täglich bis zu 2000 Menschen in ausgewählten Altenheimen sollen in Rheinland-Pfalz von diesem Sonntag (27. Dezember) an gegen das Coronavirus geimpft werden....

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Mainz (dpa/lrs) - Täglich bis zu 2000 Menschen in ausgewählten Altenheimen sollen in Rheinland-Pfalz von diesem Sonntag (27. Dezember) an gegen das Coronavirus geimpft werden. Vorrang hätten die Regionen, in denen die Infektionszahlen am 16. Dezember über der durchschnittlichen Sieben-Tage-Inzidenz des Landes gelegen hätten, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) am Dienstag in Mainz. Betroffen sind davon mehr als 200 Heime in den Kreisen Bad Kreuznach, Germersheim, Kusel, Neuwied, Rhein-Pfalz und Vulkaneifel sowie die kreisfreien Städte Frankenthal, Koblenz, Ludwigshafen, Mainz und Speyer.

Weil der Impfstoff knapp ist, impfen die 20 mobilen Teams zunächst in knapp 70 der 200 Heime - in der Regel mit Corona-Infektionen. Geimpft werden nicht nur die gesundheitlich besonders gefährdeten Bewohner, sondern auch Mitarbeiter. Ein Impfteam kann in der Regel ein Heim mit 100 Bewohnern am Tag schaffen. Der Stichtag 16. Dezember sei nötig gewesen, um die Bewohner vorzubereiten und ihr Einverständnis einzuholen. Allerdings bekomme Rheinland-Pfalz wie alle anderen Bundesländer außer Bremen am 26. Dezember zunächst nur 9750 Dosen des Impfstoffs von Biontech und Pfizer, sagte Bätzing-Lichtenthäler.

Die Landesregierung rechnet mit knapp 25 000 weiteren Dosen am 28. Dezember sowie gut 34 000 am 30. Dezember. Genauso viele sollen im Januar dann jede Woche dazu kommen. Es muss immer zweimal geimpft werden, 34 000 Dosen reichen also für 17 000 Menschen. Die zweite Impfung wird drei bis vier Wochen nach der ersten fällig. Die Landesregierung hofft aber auf die Zulassung weiterer Impfstoffe Anfang Januar.

Der Mainzer Corona-Impfstoffhersteller Biontech wäre nach eigenen Angaben prinzipiell binnen sechs Wochen in der Lage, auch ein Präparat gegen die in Großbritannien aufgetauchte Mutation des Virus herzustellen. „Das ist aber eine rein technische Überlegung“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin. Es gehe dabei nicht nur um technische Fragen, sondern auch darum, wie etwa die Zulassungsbehörden dieses Präparat bewerten würden. Es sei aber sehr wahrscheinlich, dass der bereits hergestellte Impfstoff auch gegen die neue Variante wirke.

Das Coronavirus wird die Menschen nach Ansicht von Sahin die nächsten zehn Jahre begleiten. „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es immer wieder Infektionen und kleine Ausbrüche gibt“, sagte er. Auf die Frage, wann das Leben wieder normal sein werde, antwortete der Firmenchef, man brauche eine neue Definition dessen, was „normal“ ist. „Normal in dem Sinne, dass keine Shutdowns mehr nötig sind, die Geschäfte normal arbeiten können, dass wir die Zahl von Krankenhauseinlieferungen und Todesfälle senken können, das könnte durch Impfungen bis Ende des Sommers passieren“. Um gegen die Corona-Pandemie erfolgreich zu sein, brauche es aber nicht nur den Biontech-Impfstoff, sondern auch die Präparate anderer Hersteller.

Die Zahl der Corona-Infektionen in Rheinland-Pfalz stieg am Dienstag um 835 auf 65 450. Gleichzeitig starben 47 weitere Menschen an oder mit Covid-19, wie das Gesundheitsministerium in Mainz mitteilte. Aktuell sind 19 597 Menschen im Land mit dem Coronavirus infiziert - so viele wie nie zur gleichen Zeit seit Beginn der Pandemie.

Innerhalb eines Tages mussten in Rheinland-Pfalz 55 an Covid-19 erkrankte Menschen ins Krankenhaus gebracht werden. Damit werden zurzeit 1088 Covid-Patienten im Krankenhaus behandelt, unter ihnen 214 auf einer Intensivstation und 170 mit Beatmung. Insgesamt werden mehr als 1600 Intensivbetten in den Kliniken des Landes vorgehalten.

Die sogenannte Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen bezogen auf 100 000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen, lag am Dienstag in ganz Rheinland-Pfalz bei 164,3 und damit wieder leicht unter dem Wert der Vorwoche (165,6).

Der Ethikbeirat Corona-Schutzimpfungen Rheinland-Pfalz sprach sich unterdessen gegen ein Impf-Sonderkontingent für Hochrisiko-Fälle außerhalb der vom Bund festgelegten Impfreihenfolge aus. Zwar sei dies in dem zwölfköpfigen Gremium mit allem Verständnis diskutiert worden, sagte der Vorsitzende Prof. Norbert W. Paul der Deutschen Presse-Agentur. „Aber wenn wir 200 Impfdosen für 100 Menschen beiseitelegen - wen sollen wir vorziehen? Wo ziehen wir die Grenze bei so vielen unterschiedlichen Schicksalen?“ Alleine an unheilbarer Muskeldystrophie beispielsweise litten nur im Einzugsbereich der Uniklinik Mainz mehrere Dutzend Kinder und Jugendliche.

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