Erfurt:Impfstoff steht bereit: Pflegeheime sind zuerst dran

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Der Biontech-Impfstoff wird in einem Impfzentrum gezeigt. (Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa)

In Thüringen laufen die Vorbereitungen für die ersten Corona-Impfungen auf Hochtouren. Rund 10 000 Dosen des Impfstoffes der Mainzer Firma Biontech und ihres...

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Erfurt (dpa/th) - In Thüringen laufen die Vorbereitungen für die ersten Corona-Impfungen auf Hochtouren. Rund 10 000 Dosen des Impfstoffes der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer kamen am Samstag in Thüringen an. Die wertvolle Fracht wurde per Kühltransport in zwei Paketen und unter Begleitung der Polizei ausgeliefert. Auch in andere Bundesländer wurde der Impfstoff verteilt.

Das Mittel soll nach Angaben des Thüringer Gesundheitsministeriums am Sonntag zum ersten Mal im Freistaat verabreicht werden - in einem Seniorenheim. Wo der Impfstoff bei um die minus 80 Grad bis zu seinem Einsatz gelagert wird, soll zunächst geheim bleiben. Der Biontech-Impfstoff muss bei minus 70 Grad oder kälter gelagert werden, wenn er eine längere Zeit haltbar bleiben soll.

Bisherigen Plänen zufolge soll Thüringen bis Ende des ablaufenden Jahres 19 500 Impfdosen erhalten. Ab Januar sollen in den ersten sieben Kalenderwochen jeweils 19 500 weitere Impfdosen ankommen. Für eine Immunisierung sind pro Mensch zwei Impfungen im Abstand von etwa drei Wochen nötig.

Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass sie ein „hohes Vertrauen“ in den Impfstoff habe. Es habe ein Prüfverfahren wie bei anderen Impfstoffen gegeben - mit dem Unterschied, dass es nicht so lange gedauert habe. „Ich habe noch nie so transparent mitbekommen und überall lesen dürfen, welche Eigenschaften der Impfstoff hat und welche Nebenwirkungen der unter Umständen haben könnte“, sagte Werner. Zugleich werde es ein Monitoring geben, Wirksamkeit und Nebenwirkungen des Impfstoffs würden immer weiter überprüft.

Auf Impfungen gegen das Coronavirus ruhen Hoffnungen, die seit Monaten um sich greifende Pandemie endlich in den Griff zu bekommen. „Dieser Impfstoff ist der entscheidende Schlüssel, diese Pandemie zu besiegen. Er ist der Schlüssel dafür, dass wir unser Leben zurückbekommen können“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Samstag.

Derzeit gilt in Thüringen ein sogenannter harter Lockdown mit Ausgangs- und strengen Kontaktbeschränkungen. Die Regelungen wurden zwar für Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage gelockert, die Landesregierung hatte dennoch nachdrücklich an die Bevölkerung appelliert, so wenig Kontakte wie möglich zu haben. Werner rechnete mit einem weiteren Anstieg der Corona-Infektionen nach Weihnachten.

In etwa der Hälfte aller zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gehörenden Gemeinden gab es nach Angaben der EKM an Heiligabend keine Gottesdienste vor Zuschauern in den Kirchen. Stattdessen seien viele weihnachtliche Inhalte - wie etwa Krippenspiele und Andachten - digital übermittelt worden.

Die Situation in Thüringen gilt als brenzlig. Nach Sachsen hat das Land den zweithöchsten Wert bei Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Während der Weihnachtstage lag der Wert stets über 300 - und damit erheblich höher als in anderen Bundesländern. Am Samstag lag er in Thüringen bei 302,8.

Wegen schwerer Covid-19-Krankheitsverläufe und infizierten Pflegepersonals spitzt sich auch die Situation in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu. Thüringens zweitgrößte Stadt Jena erwägt derweil, den Katastrophenfall auszurufen, wie die Stadt nach einem Treffen ihres Krisenstabs mitteilte. „Die Personalsituation ist überwiegend angespannt, auch wenn die meisten Heime die Versorgung gegenwärtig sicherstellen können“, hieß es. Man sorge sich mit Blick auf die kommenden Wochen. „Die Stadt erwartet, dass sich die Infektionslage in den kommenden Tagen und Wochen noch weiter verschlechtert“, hieß es in der Mitteilung.

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