Magdeburg (dpa/tmn) - Meditieren betrachten viele als Wellness und Entspannungstechnik. Es ist aber vor allem eine Art Training für das Gehirn: Wer in einen meditativen Zustand hineinkommt, beansprucht seinen Geist sehr stark.
Das Hirn komme in eine Art Zustand zwischen Ordnung und Chaos, erklärt der Wissenschaftler Stefan Dürschmid vom Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg. Hirnforscher sprechen hier auch vom kritischen Punkt. Das sei ein Zustand, „in dem man sehr fokussiert ist, wo der Geist also etwas tun muss, aber der zugleich keine starre Gewohnheit ist, sondern sehr flexibel bleibt“, umschreibt Dürschmids Forscherkollege Matthias Deliano. Es sei „eine Art Dialog zwischen Geist, Körper und Umwelt“.
Dürschmid ergänzt: „Meditieren hilft dabei, zu einer geistigen Beweglichkeit zu finden.“ Dies passiert schon bei Einstiegsübungen: Wenn man bewusst atmet, sich nur darauf konzentriert und dabei wandernde Gedanken unterdrückt. Gerade Anfänger müssten hierfür viel Kontrolle aufwenden und erreichen dadurch den kritischen Punkt.
„Schon diese einfache Technik verändert die Gehirndynamik“, sagt Dürschmid, der gemeinsam mit Deliano in einer Studie die Hirnaktivitäten von Probanden bei einer solchen Achtsamkeitsmeditation untersucht hat. Die Analysen der Forscher erlaubten es, den Gesamtzustand des Gehirns zu beschreiben, so Dürschmid.
„Bestimmte Krankheiten sind geprägt von Gewohnheitsmustern, aus denen man kaum mehr herausfindet wie zum Beispiel Depression oder die Aufmerksamkeitsstörung ADHS“, ergänzt Matthias Deliano. „Daher ist es vielversprechend zu untersuchen, inwieweit Meditation hilft, Hirnprozesse flexibler zu machen, die Konzentration zu stärken und damit auch krankhafte Zustände positiv zu beeinflussen.“
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