Berlin:Zahl jugendlicher Komasäufer leicht gestiegen

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Hannover (dpa/lni) - Die Zahl der jugendlichen Komasäufer in Niedersachsen ist im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 2012 wieder gestiegen. 2114 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 20 Jahren landeten 2016 mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Das geht aus einer Statistik des Statistischen Bundesamtes hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) nannte die Entwicklung beunruhigend. Ein Experte von der Kinderklinik Auf der Bult in Hannover forderte eine generelles Reklameverbot für Alkohol.

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Hannover (dpa/lni) - Die Zahl der jugendlichen Komasäufer in Niedersachsen ist im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 2012 wieder gestiegen. 2114 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 20 Jahren landeten 2016 mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Das geht aus einer Statistik des Statistischen Bundesamtes hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) nannte die Entwicklung beunruhigend. Ein Experte von der Kinderklinik Auf der Bult in Hannover forderte eine generelles Reklameverbot für Alkohol.

Die Krankenkasse DAK-Gesundheit hatte die Daten recherchiert. Demnach verzeichnet die Statistik in 11 von 16 Bundesländern einen Anstieg beim Komasaufen. In den zurückliegenden drei Jahren war die Zahl der Betroffenen in Niedersachsen und bundesweit stetig gesunken.

Während im vergangenen Jahr in Niedersachsen die Zahl der männlichen Betroffenen um 4,8 Prozent anstieg, ging die der Mädchen und jungen Frauen im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent zurück. Besonders dramatisch war der Anstieg bei Jungen im Alter von 10 bis 15 Jahren: 100 von ihnen mussten im vergangenen Jahr wegen Alkoholvergiftung behandelt werden, das waren 19 Prozent mehr als 2015.

„Dass die Zahl der Alkoholvergiftungen bei jungen Menschen leicht angestiegen ist, ist beunruhigend. Immerhin war sie in den Vorjahren gesunken“, sagte dazu Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD). Niedersachsen sei aber bei der Suchtprävention gut aufgestellt. „Wir fördern Suchtpräventionsstellen mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendliche mit mehr als 4,6 Millionen Euro.“ Auch in den Kliniken selbst sei das Suchthilfesystem gut eingespielt. So verlasse kein Kind oder Jugendlicher nach einem Aufenthalt wegen Alkoholvergiftung das Krankenhaus, ohne dass Ärzte mit ihm und den Eltern gesprochen haben. In den Präventionsprogrammen wie „Move“ und „Bunt statt blau“ müssten Jugendliche weiter gezielt angesprochen und auf die Gefahren des Alkoholkonsums aufmerksam gemacht werden.

Jugendliche werden auch weiterhin durch viel Werbung zum Trinken animiert, sagte Christoph Möller, Chefarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Krankenhaus Auf der Bult in Hannover. „Es ist viel getan worden im Bereich der Aufklärung und Verhaltensprävention, aber gleichzeitig werden die Jugendlichen mit Werbung für Alkohol beschallt.“ Alkohol sei rund um die Uhr zu Dumpingpreisen erhältlich. Für Jugendliche seien vor allem Mixgetränke gefährlich. „Man schmeckt nicht, dass man Alkohol trinkt, nimmt dabei aber harte Sachen zu sich.“ Besonders Mädchen würden durch die süß schmeckenden Mixgetränke oft an Alkoholkonsum herangeführt. Zusätzlich zur Prävention müssten laut Möller noch Maßnahmen greifen, wie sie bereits erfolgreich im Kampf gegen den Zigarettenkonsum eingesetzt worden seien. „Wir brauchen ein generelles Werbeverbot, höhere Preise für alkoholische Getränke und eine Einschränkung der Verkaufmöglichkeiten“, so der Jugendpsychiater.

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