Berlin (dpa/tmn) - Stechende Schmerzen plagten Werner Dau vor 15 Jahren in der linken Schulter, bald konnte er sich kaum noch bewegen. „Es tat weh, wenn ich mich nicht bewegte und noch mehr, wenn ich mich bewegte.“ Die Diagnose: Arthrose.
Gegen die akuten Schmerzen kämpfte er mit Wärme und Medikamenten. Heute ist das Stechen immer noch da, „es ist aber auszuhalten“, sagt der 66-Jährige. Aber: Mittlerweile hat er auch Arthrose in der rechten Hüfte und im Knie.
Nach Angaben der Deutschen Arthrose-Hilfe ist Arthrose mit rund fünf Millionen Betroffenen in Deutschland die häufigste Gelenkerkrankung. Meist sind Hände, Knie und Hüfte betroffen.
Wo Knochenenden aufeinanderstoßen, sind die Gelenke so etwas wie Stoßdämpfer, erklärt Prof. Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga in Bonn. Genauer gesagt ist der Stoßdämpfer der Gelenkknorpel - ein glatter und elastischer Überzug, der die Gelenke schützt. „Ernährt“ wird der Knorpel von der Gelenkflüssigkeit, die die Gelenkinnenhaut produziert. Und zwar vor allem dann, wenn sich der Mensch bewegt.
Der Knorpel kann zum Beispiel durch einen Unfall oder beim Sport verletzt werden. Ebenso sind Fehl- und Überbelastung der Gelenke Ursachen. So kann Übergewicht die Gelenke strapazieren, ebenso eine falsche Haltung oder Deformationen wie etwa X- oder O-Beine.
Das Risiko für Arthrose nimmt auch mit dem Alter zu. Doch nicht jeder, der unter Knorpelverschleiß leidet, ist im fortgeschrittenen Alter - Arthrose kann auch genetische Ursachen haben. „Es lösen sich kleine Knorpelteile“, erklärt Prof. Andreas Imhoff von der Deutschen Arthrose-Hilfe. Von Arthrose sprechen Experten aber erst dann, wenn sich auch der Knochen verändert.
Der Knochen unter dem erkrankten Knorpel verdichtet sich. Im Verlauf der Arthrose nutzt sich der Knorpel immer mehr ab, später reibt Knochen auf Knochen. Die Gelenkinnenhaut kann durch abgelöste Knorpelteilchen gereizt werden, produziert mehr Gelenkflüssigkeit, und es bildet sich ein Erguss. Das Gelenk wird warm und dick.
Arthrose macht sich dadurch bemerkbar, dass man nach einer Ruhephase bei einer Bewegung einen Schmerz spürt oder sich steif fühlt. „Nach ein paar Minuten Bewegung geht es wieder“, sagt Gromnica-Ihle. Bei diesen ersten Symptomen sollte man sich vom Hausarzt oder Orthopäden untersuchen lassen. Der kann etwa im Röntgenbild meist schon die typischen Anzeichen wie eine Verkleinerung des Gelenkspalts sehen.
Wenn das Gelenk stark beschädigt ist und die Schmerzen immer wieder schlimm sind, kann eine Gelenkprothese infrage kommen. „Der richtige Zeitpunkt für eine Operation ist dann, wenn der Patient befindet, dass er die Schmerzen nicht mehr aushalten kann“, sagt Gromnica-Ihle. „Aber man sollte vorher immer eine zweite Meinung einholen und auch nicht nur mit Ärzten sprechen, sondern mit anderen Betroffenen.“
Werner Dau setzt zur Linderung der Schmerzen auf die „drei großen B“, wie er sagt: „Bewegung, Bewegung, Bewegung.“ Fahrradfahren, Walken oder Schwimmen helfen vielen Betroffenen. Eine kräftige Muskulatur entlastet das Gelenk. Gromnica-Ihle weist darauf hin, dass das Fortschreiten der Arthrose bislang nicht beeinflusst werden kann, sondern nur die Schmerzen behandelt werden können. Dennoch: Betroffene können zumindest einiges zur Linderung beitragen. Dau hat sein eigenes Mittel: „Mir hilft es, wenn ich ein warmes Bad nehme.“