Ernährung:Aspartam als "möglicherweise krebserregend" eingestuft

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Der Süßstoff Aspartam ist weit verbreitet - und in vielen Produkten enthalten. (Foto: imago stock&people)

Der vor allem in Softdrinks enthaltene Süßstoff ist von der Krebsforschungsagentur der WHO erstmals bewertet worden. Ist die Einschätzung ein Grund zur Sorge für alle, die den Süßstoff bisher konsumierten? Eher nicht, sagen Fachleute.

Von Berit Uhlmann

Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC hat den Süßstoff Aspartam als "möglicherweise krebserregend" eingestuft. Das mag für viele Menschen zunächst erschreckend klingen, tatsächlich aber ist die Bewertung der bei der WHO angesiedelten IARC kein Grund zu unmittelbarer Sorge, wie Alexandra Jones, Lebensmittelexpertin am George Institute for Global Health im australischen Newtown sagt. "Aspartam wurde in die Kategorie 2B eingestuft. Das heißt, es gibt eine begrenzte Evidenz dafür, dass es Krebs fördern könnte, nicht aber, dass es dies tatsächlich tut oder wahrscheinlich tun wird."

Die Gruppe 2B enthält etwa 320 Substanzen, darunter Diesel, Aloe-Vera-Extrakt und das Lösungsmittel Chloroform. Sie ist so etwas wie die unterste Eskalationsstufe. "Fast jeder Hinweis auf eine krebserregende Wirkung, so schwach er auch sei, führt dazu, dass eine Chemikalie in diese Kategorie oder höher eingestuft wird", sagt Paul Pharoah, Professor für Krebsepidemiologie am Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles.

Unter der Gruppe 2B gibt es nur noch Kategorie 3 für Substanzen, bei denen man keinen Hinweis auf eine karzinogene Wirkung finden konnte. Über 2B rangiert die Gruppe 2A der "wahrscheinlich krebserregenden" Stoffe, zu der beispielsweise rotes Fleisch oder das beim Backen und Braten entstehende Acrylamid gehören. Die Spitze bildet die Kategorie 1 mit jenen Substanzen, die als karzinogen identifiziert wurden. Tabakrauch und verarbeitetes Fleisch fallen darunter.

Die aktuellen Grenzwerte gelten weiter - und sie erlauben einen hohen Konsum

Die Einschätzung zu Aspartam basiert hauptsächlich auf drei epidemiologischen Arbeiten, die einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Süßstoffen und einem erhöhten Risiko für Leberkrebs zumindest für einen Teil der untersuchten Menschen gezeigt hatten. Offen bleibt allerdings, ob dieser Zusammenhang ursächlicher Natur ist. Denkbar ist auch die umgekehrte Entwicklung: Menschen, die bereits gesundheitliche Krebs-Risikofaktoren wie Übergewicht haben, greifen eher zu Süßstoffen. Zudem ist die Krebsentstehung komplex, auch andere Faktoren könnten somit eine Rolle spielen.

Zusätzlich flossen drei Tierstudien in die Bewertung ein, allerdings bescheinigte die IARC ihnen methodische Schwächen. Schließlich werteten die Fachleute auch aus, über welche biologische Mechanismen Aspartam Krebs hervorrufen könnte und führten in ihrer Begründung auf, dass der Stoff in Experimenten gezeigt hatte, dass er oxidativen Stress in Zellen auslöst. Dies könnte bedeuten, dass das Süßungsmittel chronische Entzündungen hervorruft, die als Risikofaktor für Krebs gelten.

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Noch zurückhaltender als das IARC-Urteil fällt die gleichzeitig erschienene Einschätzung eines gemeinsamen Expertenkomitees von WHO und Welternährungsorganisation aus. Deren Mitglieder sehen keine überzeugenden Belege für ein konkretes Krebsrisiko. Sie betonten, dass die bisher geltenden Grenzwerte für den täglichen Konsum auch weiter sicher seien.

Demnach können pro Kilogramm Körpergewicht 40 Milligramm des vor allem in Milchprodukten und Süßgetränken enthaltenen Aspartam gefahrlos konsumiert werden. Das bedeutet, ein 70 Kilogramm schwerer Erwachsener könnte neun bis 14 Dosen Softdrinks pro Tag trinken.

Allerdings sollte die Bewertung auch nicht als genereller Freispruch für alle Süßgetränke betrachtet werden. Denn "ein hoher Konsum von Erfrischungsgetränken, einschließlich Diätgetränken mit Süßungsmitteln, führt wahrscheinlich dazu, dass weniger gesunde Lebensmittel verzehrt werden und andere gesundheitliche Auswirkungen auftreten wie Zahnerosion durch die in vielen dieser Produkte enthaltene Säure", sagt Duane Mellor, Ernährungswissenschaftler an der Aston University im britischen Birmingham.

Auf der anderen Seite sollte die aktuelle Einschätzung auch nicht dazu führen, dass Konsumenten auf Zucker umsteigen, warnt Stefan Kabisch vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung in Berlin. "Für Zucker ist deutlich klarer belegt, dass er neben Karies auch Adipositas und Typ-2-Diabetes fördert und somit zum Krebsrisiko beiträgt. Ein Umstieg von Süßstoffen auf Zucker würde sicherlich Krankheitsrisiken verstärken."

Am besten ist daher, sowohl mit Zucker als auch Süßstoffen sparsam zu sein. Wer also gerade an diesen heißen Tagen der Empfehlung folgt, viel zu trinken, ist auf jeden Fall mit Wasser gut beraten.

Mit Material des Science Media Center

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