Finanzen kompakt:Angst um Spanien - EU und Deutschland wiegeln ab

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Die Sorge über den spanischen Haushalt wächst, doch die EU und Deutschland sehen keinen Bedarf für eine Rettungsaktion à la Griechenland. Außerdem: Die HSH Nordbank verzichtet auf ein Rating.

Nach Berichten über Schwierigkeiten spanischer Banken, sich zu refinanzieren, bemühen sich Europäische Union und Deutschland um Schadensbegrenzung. Die EU-Kommission bekräftigte, dass sie bisher keine Signale aus Spanien erhalten habe, wonach das Mittelmeerland den Euro-Rettungsschirm nutzen wolle. "Es gibt keine Bitte und es gibt keinen Plan, irgendeine Finanzhilfe einem Staat zu geben", sagte der Sprecher von EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn.

Hauptverwaltung der Caja Guadalajara. Spanische Regionalbanken sind von der Rezession un dem Zusammenbruch des spanischen Immobilienmarktes besonder hart getroffen worden. (Foto: rtr)

Presseberichte dazu seien seit Freitag ausschließlich in Deutschland aufgetaucht. Unter anderem die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte berichtet, dass die Länder der Europäischen Union sich darauf vorbereiteten, Spanien mit Krediten aus der sich verschärfenden Finanz- und Schuldenkrise zu helfen. Vor allem EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, würden für Hilfen plädieren, so das Blatt.

Auch die Bundesregierung sieht derzeit keinen Handlungsbedarf für Hilfskredite der EU an Spanien. Das stellte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Michael Offer, in Berlin klar. Derzeit lägen dafür die Voraussetzungen erkennbar nicht vor. Auch gebe es nach Lage der Dinge im Moment keinen Gesprächsbedarf. Es liege an Spanien selbst, die Probleme am dortigen Bankenmarkt zu lösen.

Experten der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie der Euroländer nehmen in Athen die Durchsetzung des griechischen Sparprogramms unter die Lupe.

Es ist die erste detaillierte Kontrolle vor der neuen Auszahlung von etwa neun Milliarden Euro seitens des IWF und der Euroländer an die Griechen, berichtete das griechische Staatsradio (NET). Eine zweite Kontrolle ist für Juli geplant. Fällt auch diese positiv aus, wird das Geld freigegeben.

Im Mai hatte Griechenland die erste 5,5-Milliarden-Euro- Finanzspritze zur Rettung seiner Staatsfinanzen vom IWF und 14,5 Milliarden Euro von den Euroland-Partnern erhalten. Das gesamte Rettungspaket von IWF und EU für Griechenland umfasst 110 Milliarden Euro über drei Jahre.

Die HSH Nordbank spart sich die Ausgaben für eine dritte Ratingagentur und lässt den Vertrag mit Standard & Poor's auslaufen.

Intensive Gespräche mit Geschäftspartnern und Investoren hätten ergeben, dass für die Landesbank zwei Ratings ausreichend seien, teilte das Institut mit. Künftig bestellt die HSH nur bei Moody's und Fitch eine Einschätzung ihrer Kreditwürdigkeit.

Unter den drei Agenturen hatte S&P die Nordbank zuletzt am schlechtesten eingestuft: Die Analysten bewerteten die langfristigen unbesicherten Verbindlichkeiten der HSH mit "BBB+" mit negativem Ausblick. Moody's schrieb der HSH ein "A3" ins Zeugnis, Fitch ein "A".

"Ein BBB-Rating macht es für Banken relativ schwierig und teuer, sich zu refinanzieren", sagte Equinet-Analyst Philipp Häßler. Die Bank begründete den Verzicht auf S&P mit ihrem Schrumpfkurs und den Kosten des Ratings.

"Im Rahmen der strategischen Neuausrichtung stellt die HSH Nordbank alle vertraglichen Beziehungen auf den Prüfstand", erklärte die Landesbank. Ratingagenturen werden von den Unternehmen bezahlt, die sie bewerten. Mit dem Schritt spart die HSH Kreisen zufolge mehrere 100.000 Euro.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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