Ecclestone bietet sich als Zeuge an:Lieber Aufklärer als Verdächtiger

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In der Rennzirkus-Affäre um Ex-BayernLB-Manager Gribkowsky gilt Bernie Ecclestone als Verdächtiger. Doch nun geht der Formel-1-Chef in die Offensive. Er will sogar der Münchner Staatsanwaltschaft helfen.

Klaus Ott und Nicolas Richter

Bernie Ecclestone ist auch mit 80 Jahren noch Chef der Formel 1, weil es für den Job zwar jüngere Manager gibt, aber vielleicht keine besseren. Niemand kennt den Rennsport und seine eigenwilligen Akteure so gut wie er, immer wieder gelingt es ihm, sie zu durchschauen und gegeneinander auszuspielen. In vielen Dingen hat Ecclestone die Überzeugung bewahrt, dass sie am besten erledigt werden, wenn er selbst sie erledigt - auch wenn nur scheinbar kleinere Details auf dem Spiel stehen wie etwa der Preis von Autoreifen.

In der Affäre um die Formel 1 will Bernie Ecclestone, der Chef der Rennserie, bei der Münchner Staatsanwaltschaft aussagen. (Foto: Getty Images)

Bei so viel Detailkenntnis wirkte es seltsam, als Ecclestone behauptete, überhaupt nichts von den dubiosen Zahlungen an den früheren Vorstand der Bayerischen Landesbank, Gerhard Gribkowsky, zu wissen.

Nachdem die Landesbank ihre Formel-1-Anteile vor fünf Jahren verkauft hatte, erhielt Gribkowsky 50 Millionen Dollar auf Konten seiner Firma in Österreich. Hatte Ecclestone gezahlt? War das womöglich Schmiergeld? "Unsinn", sagte der Formel-1-Chef im Januar. Auch ließ er erklären, von diesen Zahlungen nie gehört zu haben.

Jetzt erklärt Ecclestone zum ersten Mal öffentlich, dass er bei der Aufklärung der mysteriösen Vorgänge um Gribkowsky helfen wolle. Ecclestone hat sich einen Anwalt genommen, einen der besten in Deutschland, den Düsseldorfer Verteidiger Sven Thomas. Der sagt, Ecclestone sei "gerne bereit, als Zeuge zur Verfügung zu stehen."

Bemerkenswert an diesem Satz ist neben der darin geäußerten Hilfsbereitschaft vor allem das zentrale Wort "Zeuge". Wer als Zeuge bei der Staatsanwaltschaft aussagt, der steht, im Gegensatz zum "Beschuldigten", nicht selbst unter Verdacht. Ecclestone versucht sich mit diesem Angebot offenbar von der Rolle des möglichen Mitverdächtigen in die Rolle des Aufklärers zu bringen.

Mahnbrief persönlich an Ecclestone

Für einen Verdacht gegen Ecclestone spricht bisher vor allem ein Mahnbrief, den ein Anwalt Gribkowskys Ende 2007 an Ecclestone persönlich geschickt hatte. Darin wurde beklagt, Teile eines vereinbarten Millionenhonorars seien nicht pünktlich gezahlt worden.

Die Staatsanwaltschaft München wollte sich zu Ecclestones Angebot nicht äußern. Einen Termin für eine Vernehmung gibt es bislang offenbar nicht. Unklar ist auch, ob eine solche Befragung durch die Ermittler in München oder in London stattfinden würde. Britische Medien spekulieren, dass Ecclestone für den Fall einer Vernehmung in Deutschland auf einer Zusicherung beharren dürfte, auf deutschem Boden nicht verhaftet zu werden.

Was der Brite im Gespräch mit den Ermittlern erläutern würde, dürfte zumindest für Gribkowsky Konsequenzen haben. Der einstige Manager der BayernLB sitzt seit Anfang Januar in Untersuchungshaft, wegen des Verdachts der Veruntreuung von Landesbank-Vermögen, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung.

Spannende Frage

Es gibt Hinweise darauf, dass er bei seiner bisherigen Verteidigungslinie bleiben will. Sie soll in etwa dem entsprechen, was Gribkowsky oft im Kreis seiner Vertrauten erzählt hat: Der hohe Geldbetrag stamme von Ecclestone - für Beratungsleistungen, die er, Gribkowsky, erbracht habe.

Angeblich sei alles ganz legal gewesen. Gribkowsky soll einigen Bekannten vor Jahren erzählt haben, er gehöre zum Kreis der engsten Vertrauten Ecclestones. Wenn man einmal in diesen Zirkel gelangt sei, dann werde man mit Geld überhäuft.

Gribkowskys Anwalt will sich während der laufenden Ermittlungen nicht dazu äußern. Falls Ecclestone bei einer Vernehmung allerdings dabei bliebe, die Millionenzahlungen weder veranlasst zu haben noch überhaupt davon zu wissen, dann stünde fest, dass einer der beiden Männer lügt. Die spannende Frage wäre dann, wer lügt, und vor allem, aus welchem Grund.

© SZ vom 18.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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