US-Präsident:Hacker hatten Zugriff auf Obamas Mails

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US-Präsident Obama im Weißen Haus: Das Computersystem seiner Residenz wurde von Hackern angegriffen. (Foto: Pete Souza/dpa)
  • Hacker konnten bestimmte Emails von US-Präsident Obama einsehen und so Einblick in die Regierungsarbeit erlangen. Geheime Daten seien jedoch nicht dabei, da das Weiße Haus mit zwei Netzwerken arbeitet.
  • Die Hacker werden in Russland vermutet. Offiziell hat das Weiße Haus zu dem Vorfall noch keine Stellung bezogen.

Von Nicolas Richter, Washington

Russische Hacker sind im vergangenen Jahr offenbar in ein Computersystem des Weißen Hauses eingedrungen und haben dabei auch E-Mails von US-Präsident Barack Obama mitgelesen. Dies berichtete die New York Times am Wochenende. Demnach haben sich die Hacker zwar keinen Zugang verschafft zu den Hochsicherheitsservern, die mit Obamas persönlichem Blackberry verbunden sind. Sie drangen allerdings in ein weniger gesichertes Netzwerk ein, das etliche Mitarbeiter der amerikanischen Regierungszentrale verwenden. Über die Accounts dieser Mitarbeiter konnten sie Mails einsehen, die Präsident Obama verschickt und empfangen hatte. Das Weiße Haus hat eine Stellungnahme verweigert.

Dem Bericht zufolge verwenden hochrangige Beamte im Umfeld Obamas zwei Computer: Einer ist mit einem Hochsicherheitsnetzwerk verbunden und dient zum Austausch höchst vertraulicher Informationen. Der andere ist weniger geschützt und dient vor allem der Kommunikation mit der Außenwelt. Die Hacker sind offenbar nur in letzteres Netzwerk eingedrungen und sollen keine als geheim eingestufte Daten abgegriffen haben. Trotzdem konnten sie sich ein Bild der US-Regierungsarbeit machen, da sie vertrauliche Terminpläne einsehen konnten, den Austausch mit Botschaften, Personalangelegenheiten und interne Debatten über die weitere Politik.

Washington vermutet die Angreifer in Russland

Hackerangriffe aus Russland werden im Weißen Haus besonders ernst genommen. Zum einen gelten die Hacker, die mutmaßlich im Auftrag der russischen Regierung tätig sind, als besonders geschickt. Im Gegensatz zu chinesischen Hackern, die in den USA flächendeckend Industriegeheimnisse abgreifen, konzentrieren sich die Russen auf wenige, vor allem politische Ziele. Ihre Angriffe sind damit schwerer zu entdecken. Zum anderen haben die Spannungen zwischen Washington und Moskau gerade im vergangenen Jahr erheblich zugenommen. Nachdem Russland im Frühjahr 2014 die Krim annektiert hatte, war es aus Sicht des Kreml sehr nützlich zu erfahren, wie die Amerikaner reagieren würden und welche Schritte sie planten, besonders mit Blick auf Sanktionen.

Das Weiße Haus soll die Angriffe im vergangenen Oktober entdeckt und die Hacker bis Ende Oktober aus dem Mail-System herausgedrängt haben. Allerdings setzten die Angreifer anschließend dem Außenministerium zu. In der vergangenen Woche sagte Verteidigungsminister Ashton Carter, russische Hacker hätten auch das Pentagon angegriffen, man habe sie aber abgewehrt.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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