Berlin (dpa) - Viele studentische Beschäftigte arbeiten einer Gewerkschaftsstudie zufolge unter schlechten Bedingungen mit unbezahlten Überstunden, Kettenverträgen und fehlendem Urlaub.
Die Gewerkschaft Verdi und die Bildungsgewerkschaft GEW stellten dazu nun die Ergebnisse einer Befragung von 11.000 Studierenden vor, die neben dem Studium an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung etwa als Hilfskräfte arbeiten.
Die Nichteinhaltung von Arbeitnehmerrechten stelle bei studentischen Beschäftigten den Regelfall dar, heißt es in der Studie, die vom Institut „Arbeit und Wirtschaft“ der Universität Bremen im vergangenen Jahr durchgeführt wurde.
„Neben unbezahlten Überstunden und Arbeit ohne vertragliche Grundlage werden in vielen Fällen Krankheits- und Urlaubstage nachgearbeitet oder gar nicht erst in Anspruch genommen.“ Schätzungsweise gibt es der Untersuchung zufolge bis zu 400.000 studentische Beschäftigte in Deutschland. Es handele sich um eine tragende Säule des Wissenschaftsbetriebs, der ohne sie nicht funktionieren würde.
39 Prozent der Befragten gaben demnach an, monatlich unbezahlte Überstunden zu leisten. Etwa genausoviele sagten, sie hätten keine Urlaubstage. Fast 17 Prozent arbeiteten unbezahlt bereits vor Vertragsbeginn oder über die Vertragsdauer hinaus, für im Schnitt mehr als einen Monat. Vertragslaufzeiten von einem halben Jahr seien - bis auf Berlin, als einzigem Bundesland mit einem Tarifvertrag für studentische Beschäftigte - der Normalzustand, heißt es. „Studentische Beschäftigte arbeiten in Kettenverträgen.“
Die Arbeitsbedingungen grenzten an Ausbeutung, sagte Sylvia Bühler, im verdi-Bundesvorstand zuständig für Bildung und Wissenschaft. Der stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller kritisierte, auf diese Weise würden viele Hochschulabsolventen von einer Laufbahn in Forschung und Lehre abgeschreckt. Die Gewerkschaften forderten Tarifverträge unter anderem zur Regelung von Mindestlaufzeiten für Arbeitsverträge.
© dpa-infocom, dpa:230120-99-292877/2