Wiesbaden:Zweifel an Ditib-Eignung bleiben

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen wappnet sich für ein Ende der Zusammenarbeit mit dem türkischen Moscheeverband Ditib beim islamischen Religionsunterricht. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) kündigte am Mittwoch in Wiesbaden ein neues Unterrichtsangebot in alleiniger staatlicher Verantwortung an. Im Rahmen eines Schulversuchs soll dieser Unterricht zum neuen Schuljahr für Kinder ab der siebten Klasse angeboten werden.

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen wappnet sich für ein Ende der Zusammenarbeit mit dem türkischen Moscheeverband Ditib beim islamischen Religionsunterricht. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) kündigte am Mittwoch in Wiesbaden ein neues Unterrichtsangebot in alleiniger staatlicher Verantwortung an. Im Rahmen eines Schulversuchs soll dieser Unterricht zum neuen Schuljahr für Kinder ab der siebten Klasse angeboten werden.

Hintergrund für den Schritt seien die anhaltenden großen Zweifel an der Eignung von Ditib als Kooperationspartner des Landes beim bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht, erklärte der Minister den Schritt. Der Moscheeverband habe zwar Unterlagen eingereicht, mit denen er die Unabhängigkeit vom türkischen Staat beweisen und professionelle Verwaltungsstrukturen einführen sollte. Diese reichten aber nicht aus.

Da aber ernsthafte Bemühungen erkennbar gewesen seien, könne Ditib Unterlagen nachreichen, erklärte der Kultusminister. Noch in diesem Jahr soll dann aber eine endgültige Entscheidung gefällt werden, ob der Moscheeverband Kooperationspartner des Landes bleibt.

Der Vorstandsvorsitzende des hessischen Ditib-Landesverbandes, Salih Özkan, sagte zu, zusätzliche Unterlagen vorzulegen. Kurz vor Ablauf einer vormaligen Frist des Ministeriums Ende 2018 hatten die Verantwortlichen von Ditib bereits erstmals reagiert und unter anderem eine Satzungsänderung des Moscheeverbands präsentiert.

Bis zur finalen Klärung der Zusammenarbeit soll für Kinder in den Jahrgangsstufen eins bis sechs der Religionsunterricht an den bisherigen Standorten auch im kommenden Schuljahr fortgesetzt werden. Für Schüler der Jahrgangsstufe sieben wird es nach Angaben des Ministers ein Unterrichtsangebot geben, das die Grundlagen des Islams, die islamischen Glaubensinhalte, die Geschichte, Kultur, Philosophie sowie die Ethik umfasst.

Auf Basis der Religionswissenschaften soll auf diesem Weg zu einer fundierten religiösen Bildung beigetragen werden, erklärte Lorz. Den Unterricht könnten Lehrer halten, die über eine Lehrbefähigung für die bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichte verfügen. Betroffen seien 144 Schüler an zwölf weiterführenden Schulen im Land.

Die Gewerkschaft GEW und der Landeselternbeirat in Hessen forderten derweil schnellstmögliche Klarheit über die Zukunft des islamischen Religionsunterrichts. Schüler, Eltern und Lehrer müssten endlich wissen, ob die Zusammenarbeit mit Ditib verlässlich und ohne weitere Zweifel weiterläuft, sagten GEW-Chefin Birgit Koch und Korhan Ekinci von Landeselternbeirat der dpa. Das sei nach der Ankündigung des Kultusministeriums nicht der Fall. Auch die Linke-Fraktion sprach von keiner überzeugenden Lösung von Lorz.

Zwar gelte der Grundsatz, dass Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehe, erklärte Koch. Ekinci mahnte, es dürfe aber nicht länger auf Zeit gespielt werden. Außerdem müsse bei einem Ende der Zusammenarbeit mit Ditib sichergestellt werden, dass das neue Angebot an den Schulen den gleichen Stellenwert habe wie der evangelische und der katholische Religionsunterricht.

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