Hannover (dpa/lni) - Die Nachfrage nach Fördergeld zur Digitalisierung der niedersächsischen Schulen ist während der Corona-Pandemie gestiegen. „Das Tempo bei der Digitalisierung unserer Schulen hat sich deutlich beschleunigt“, sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Alleine seit vergangenem Herbst sei das Volumen der beantragten und bewilligten Mittel aus dem Digitalpakt Schule um zehn Prozentpunkte gestiegen.
Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisiert allerdings, in der Praxis seien Laptops und schnelles Internet vielerorts noch lange keine Realität. Viele Verbesserungen gebe es bisher nur auf dem Papier.
Bis Mitte Februar haben die Schulträger rund 4000 Anträge auf Unterstützung aus dem Digitalpakt gestellt, den Bund und Länder schon seit 2019 anbieten. Mit einem Antragsvolumen von 183 Millionen Euro, von denen 171 Millionen Euro bereits bewilligt wurden, ist der Umfang dieses Fördertopfs aber erst zu gut einem Drittel ausgeschöpft worden. Insgesamt stehen für Niedersachsen aus dem Digitalpakt 522 Millionen Euro bereit - zunächst bis 2024.
Zwei kleinere Soforthilfe-Programme von jeweils 52 Millionen Euro, die während der Pandemie hinzukamen, sind dagegen bereits nahezu vollständig in Anspruch genommen worden. Diese zielten auf die schnelle Ausstattung von Schülern und Lehrern mit Laptops und Tablets als Leihgeräte.
Minister Tonne sieht in diesen Zahlen „eine gute Entwicklung“, wenngleich ihm das Tempo der Digitalisierung noch nicht ausreicht. Deutschland müsse für die Zukunft lernen, dass die Förderprogramme schnell umgesetzt werden müssen. „Dafür bedarf es weniger Bürokratie und mehr Spielraum für Länder und Kommunen“, sagte Tonne. „Bei einem möglichen Digitalpakt 2.0 wird sich Niedersachsen genau dafür einsetzen, für schlanke und schnelle Verfahren, damit Verbesserungen schnell bei den Schulen ankommen.“ Schließlich habe Corona deutlich gezeigt, „wie wichtig der kompetente Umgang mit digitalen Medien als Ergänzung und fester Teil des Präsenzunterrichtes sein wird“.
Hehre Ziele, von denen Schüler und Lehrer aber oft noch nichts bekommen, wie die Gewerkschaft GEW bemängelt. „Vielerorts läuft die Digitalisierung überhaupt nicht rund“, sagte die kommissarische Co-Landeschefin Sabine Kiel. „Noch immer fehlen Glasfaseranschlüsse und WLAN an Schulen oder Software für Leih-Tablets.“
Ins gleiche Horn stößt ihr Amtskollege bei der GEW, Holger Westphal. Der Gesetzgeber habe es sich einfach gemacht und die Zuständigkeiten auf die Kommunen und Schulen delegiert, sagte er. „Ob es dort Personal und Zeit für die Antragsverfahren gibt, scheint kaum zu interessieren.“ Zudem führe eine Personalnot an den Schulen dazu, dass die Umsetzung der Digitalisierung vor Ort äußerst schwierig sei.
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