Democracy Lab:Die Lehrer brauchen Unterstützung

Soziale Medien gehören selbst auf den Lehrplan

Nur weil Schüler Social-Media-Konsumenten sind, heißt das längst nicht, dass sie alles über Sinn und Unsinn der Netzwerke wissen. Und es heißt schon gar nicht, dass sie sich sämtlicher Gefahren bewusst sind, die für junge und womöglich noch leichtgläubige Menschen auf Facebook und Co. lauern können.

Ein Lehrer hat es kürzlich im SZ-Interview so beschrieben: "In sozialen Netzwerken passiert vieles, das die Kinder belastet, krasse Bilder und Videos, sexuelle Übergriffe im Chat, Abmahnungen für illegale Downloads. Lehrer sollten wissen, mit welchen Medien Schüler umgehen und ihnen zur Seite stehen. Wenn sie davon keine Ahnung haben, können sie das nicht."

Es ist Aufgabe der Schule und der Lehrkräfte, Schüler beim Heranwachsen zu begleiten, analog und digital. Deshalb gehören soziale Netzwerke nicht nur als Werkzeug in den Unterricht, sondern auch die dahinterstehenden Mechanismen und Theorien auf den Lehrplan. Dafür braucht es nicht zwingend ein eigenes Fach Medienerziehung, die Stundentafeln sind voll genug. Aber soziale Netzwerke lassen sich in allen möglichen Fächern integrieren. Das kann im Deutschunterricht aus sprachlicher, im Wirtschaftsunterricht aus rechtlicher oder im Religions- und Ethikunterricht aus moralischer Perspektive geschehen. Es muss gewiss um Cybermobbing oder Sexting gehen, aber auch ums Urheberrecht. Damit dürfen Schulen Kinder nicht alleine lassen.

Lehrer müssen sich mit sozialen Medien auseinandersetzen

Dass all das gelingen kann, hängt wie meistens in den Schulen von den Lehrkräften ab. Wenn sie nicht überzeugt vom Sinn sozialer Medien als Werkzeug für modernen Unterricht sind, werden sie sie nicht verwenden. Wenn sie nicht überzeugt sind davon, dass Social Media mehr ist als Ablenkung und Eskapismus, werden sie sie nicht verwenden.

Damit es soziale Netwerke nicht nur in der Unterricht schaffen, sondern damit Lehrkräfte erst mal halbwegs auf Augenhöhe mit ihren Schülern sind bei dem Thema, braucht es große Veränderungen in der Lehrerausbilung. Im Moment kommt die Digitalisierung im Lehramtsstudium kaum vor, vielerorts können angehende Lehrkräfte problemlos an ihr vorbeistudieren. Hier aber, schon vor dem Kontakt mit der Klasse, müssen Pädagogen selbst lernen, wie sie Digitales sinnvoll im Unterricht anwenden. Ein Youtube-Video abzuspielen, macht noch keinen digitalen Unterricht.

Lehrkräfte müssen die wissenschaftliche Komponente der Digitalisierung kennen, sie sollten wissen, wann welches tool lernförderlich wirkt und wann nicht. Klar ist auch: Es mag aus fachlicher Sicht genügen, viele Dinge einmal im Studium zu lernen, um sie ein ganzen Lehrerleben lang vermitteln zu können. Bei Social Media gilt das nicht. Deshalb braucht es regelmäßige Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte, für die ihnen der Dienstherr Raum gibt und sie ihnen nicht zusätzlich zum Unterrichtsgeschehen aufbürdet. Ein Lehrer muss die App bestimmt nicht selbst verwenden; aber er sollte zumindest wissen, welche Chancen und Risiken dieses Snapchat birgt, das plötzlich in der 8a das große Ding ist.

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