Schule:"Es darf keinen Lehrer geben, der noch nie von Instagram gehört hat"

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Tablet-PC in der Schule

Tablets können den Unterricht bereichern, wenn die Lehrkraft weiß, wie sie einzusetzen sind.

(Foto: dpa)

Angehende Lehrkräfte können vielerorts an der Digitalisierung vorbeistudieren. Das muss sich ändern. Aber wie?

Von Matthias Kohlmaier

Dass die Zeit der Kreidetafeln und der Tageslichtprojektoren vorbei ist, das war Leoni Sailer schon vor ihrem ersten Tag im Job klar. Ihre neue Schule war auch toll ausgestattet, ein modernes Lerninstitut mit digitalen Tafeln, schnellem Wlan und Tablets für modernen Unterricht. Nur, und das wurde Sailer, die eigentlich anders heißt, in ihrem Referendariat ebenfalls schnell klar: Sie hatte keine Ahnung, was sie mit der ganzen Technik anstellen sollte. "An der Uni waren digitale Lehrmittel kein Thema. Zum Glück hatte ich einen tollen Seminarlehrer, der uns Neulingen viel beigebracht hat."

Nun ist Leoni Sailer keine faule Studentin gewesen, sie hat das erste Staatsexamen mit einer Eins vor dem Komma absolviert. Das Problem liegt im System: Es wird zwar allenthalben über Digitalisierung der Schulen gesprochen und gefordert, dass endlich etwas passieren möge. Aber diejenigen, die dafür zuständig sind, werden gern mal vergessen. Digitaler Unterricht ist im Lehramtsstudium kaum ein Thema.

"Ich sehe ein Hinterherhinken der Universitäten", sagt auch Heinz-Peter Meidinger, Chef des Deutschen Philologenverbands. Die Lehrerbildung passe sich etwa alle zehn bis 15 Jahre neuen Erfordernissen aus der Unterrichtspraxis an. "Jetzt müsste das natürlich schneller passieren, weil sich Technik und Möglichkeiten schneller ändern."

Passiert ist aber bis dato wenig. Digitales ist in den Lehramtsstudiengängen selten fest verankert, wird an dieser oder jener Uni doch Zeit darauf verwandt, liegt das meist an engagierten Dozenten. Die allermeisten Nachwuchslehrer können aber bequem an der Digitalisierung vorbeistudieren. Ein Armutszeugnis für das deutsche Bildungswesen.

"Immerhin erreichen wir so ein Basisniveau"

Ähnlich sieht das Florian Schultz-Pernice, selbst ausgebildeter Gymnasiallehrer und mittlerweile an der Münchner LMU mitverantwortlich für das Erweiterungsfach Medienpädagogik. Dort können sich Studierende neben ihren Hauptfächern zur medienpädagogisch-informationstechnischen Beratungslehrkraft ausbilden lassen, die später an der Schule Kollegen beim digitalen Lehren unterstützen soll.

Natürlich studiert aber nur ein Bruchteil der LMU-Nachwuchslehrkräfte nebenbei Medienpädagogik. Damit der Rest zumindest Grundkenntnisse mitbekommt, hat Schultz-Pernice mit Kollegen zwei anderthalbstündige Lehrveranstaltungen etabliert, die jeder Studierende an der LMU besuchen muss: Medienerziehung und Mediendidaktik. "Natürlich sind zweimal 90 Minuten über ein gesamtes Lehramtsstudium nicht viel", sagt Schultz-Pernice. "Aber immerhin erreichen wir so ein Basisniveau."

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