Magdeburg:Unterrichtsausfall auf Rekordniveau? Linke legt Rechnung vor

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Magdeburg (dpa/sa) - Der Bildungsexperte und Fraktionschef der Linken im Landtag, Thomas Lippmann, prognostiziert einen neuen Höchststand beim Unterrichtsausfall an den Schulen. Es sei damit zu rechnen, dass in diesem Schuljahr mindestens 700 000 geplante Unterrichtsstunden "nicht regulär vertreten" würden, erklärte Lippmann am Montag. Das entspreche mehr als 6,4 Prozent des Gesamtbedarfs.

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Magdeburg (dpa/sa) - Der Bildungsexperte und Fraktionschef der Linken im Landtag, Thomas Lippmann, prognostiziert einen neuen Höchststand beim Unterrichtsausfall an den Schulen. Es sei damit zu rechnen, dass in diesem Schuljahr mindestens 700 000 geplante Unterrichtsstunden „nicht regulär vertreten“ würden, erklärte Lippmann am Montag. Das entspreche mehr als 6,4 Prozent des Gesamtbedarfs.

Als Grundlage seiner Berechnungen nannte er Zahlen, die das Bildungsministerium in mehreren Kleinen Anfragen der Linken mitgeteilt hatte. Neben dem Totalausfall von Unterricht habe er die Stunden berücksichtigt, in denen Klassen zusammen gelegt wurden, weil Lehrer fehlten. Auch die vom Ministerium als „sonstige Maßnahmen“ bezeichneten Vertretungsstunden seien in die Rechnung eingeflossen. Laut Lippmann handelt es sich dabei zum Beispiel um den Einsatz von pädagogischen Mitarbeitern zur Beaufsichtigung der Schüler.

Ein Sprecher des Bildungsministeriums bezeichnete Lippmanns Berechnungen als nicht nachvollziehbar. Gerade die Zusammenlegung von Klassen bedeute, dass Unterrichtsausfall vermieden werde. Vertretungsunterricht sei per se auch kein schlechter Unterricht.

Die Zahlen des tatsächlich ausgefallenen Unterrichts zeigten eine übliche Schwankung von Monat zu Monat. Im Februar und März falle wegen höherer Krankenstände mehr Unterricht aus, im April gingen die Zahlen dann wieder zurück. Der Sprecher verwies auf Anstrengungen der Landesregierung, mehr Lehrer einzustellen und vor die Klasse zu bekommen.

Genau das gelinge nicht, kritisierte Lippmann. Der Umfang des regulär erteilten Unterrichts, der bei den Schülern tatsächlich ankomme, befinde sich seit vier Jahren im Sinkflug, sagte er. „Im laufenden Schuljahr werden dabei erneut alle bisherigen Negativrekorde gebrochen.“ Die Neueinstellungen reichten noch nicht einmal, um alle ausscheidenden Lehrer zu ersetzen.

Die Suche nach neuen Lehrern beherrscht seit Monaten die politischen Debatten in Sachsen-Anhalt. Ein Volksinitiative sammelte im vergangenen Sommer mehr als 77 000 gültige Unterschriften für die Forderung, sofort mehr Lehrer einzustellen. Der Landtag beschloss daraufhin, dass binnen zwölf Monaten 1000 neue Lehrer eingestellt werden sollen.

Laut Ministerium soll es künftig zudem möglich sein, Ersatz für Langzeiterkrankte und Schwangerschaftsvertretungen einzustellen. Das könne die Schulen entlasten. Bei der Haushaltsaufstellung werde das Ressort außerdem wie versprochen mehr Stellen für Lehrer und pädagogische Mitarbeiter anmelden.

Das Problem: Für die vielen freien Stellen müssen auch passende Bewerber gefunden werden. Bei der Suche steht Sachsen-Anhalt im Wettbewerb mit zahlreichen anderen Bundesländern. Bei vergangenen Ausschreibungsrunden blieben immer wieder Stellen unbesetzt.

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