Bildung - Jena:Etwa die Hälfte der Corona-Hilfen für Studenten ausgezahlt

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Christian Schaft (Die Linke), Abgeordneter der Links-Fraktion. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Erfurt (dpa/th) - Thüringens Studentinnen und Studenten haben bereits rund 1,9 Millionen Euro Corona-Hilfen vom Bund und dem Freistaat abgerufen. Das geht aus Daten des Studierendenwerks in Jena hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Allerdings wird den Studenten nicht alles als Zuschuss gewährt; einen Teil müssen sie zurückzahlen.

Das Bundesbildungsministerium hatte wegen der Corona-Krise ein Hilfsangebot für Studenten in Not aufgestellt: Insgesamt 100 Millionen Euro, die nicht zurückgezahlt werden müssen, standen für die Überbrückungshilfe bereit. Sie ist gedacht für diejenigen, die mit Kontoauszügen nachweisen können, dass sie in einer Notlage sind, etwa weil regelmäßige Zahlungen aus Jobs ausblieben. Es gibt 100 bis maximal 500 Euro pro Monat.

In Thüringen wurden 5265 Anträge für solche Bundeshilfen bearbeitet, wie das Studierendenwerk auf Anfrage mitteilte. Davon waren 3927 Anträge (75 Prozent) erfolgreich und wurden bewilligt. Den Angaben zufolge wurden so rund 1,7 Millionen Euro an Thüringer Studenten ausgezahlt. Das Programm lief Ende September aus, soll aber wegen des Teil-Lockdowns im November wiederkommen.

Die Konferenz Thüringer Studierendenschaften (KTS) kritisierte die Corona-Überbrückungshilfen des Bundes scharf. "Diese Hilfen orientierten sich am Kontostand der Studierenden - das ist einfach eine Farce", sagte die KTS-Sprecherin Hannah Schneider.

Bislang konnten Studentinnen und Studenten die vollen 500 Euro Corona-Hilfe des Bundes nur dann abschöpfen, wenn sie weniger als 100 Euro auf dem Konto hatten. "Damit werden diejenigen bestraft, die vor der Krise gut mit ihrem Geld umgegangen sind", sagte Schneider. Sie kritisierte zudem die Höhe der Hilfe von maximal 500 Euro als zu gering, um in teuren Großstädten über die Runden zu kommen. "Die Hilfen des Bundes kamen auch zu spät. In den Monaten März, April und Mai wurden die Hilfen nicht gezahlt", sagte Schneider.

Die Unterstützung des Landes dagegen begrüßte sie. "Die Hilfen des Landes kamen schneller und wurden von den Studierenden gut angenommen", sagte Schneider. Nach Daten des Studierendenwerkes wurden 700 Anträge auf eine solche Hilfe des Landes eingereicht, wovon 579 bearbeitet und bislang 323 positiv beschieden wurden. Das Budget von insgesamt 500 000 Euro sei damit etwa zur Hälfte ausgeschöpft. Von den 250 000 Euro, die Thüringen dafür zur Verfügung stellte, seien bislang 124 700 Euro aufgebraucht.

Über die Corona-Hilfen des Landes können Studentinnen und Studenten jeweils maximal 800 Euro bekommen. Davon werden 400 Euro als zinsloses Darlehen gezahlt, weitere 400 Euro kommen vom Freistaat als Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss. Laut Studierendenwerk können Studenten in der Regel zwei Anträge mit einem zeitlichen Abstand von zwei Monaten stellen.

Der Linke-Hochschulpolitiker Christian Schaft will prüfen lassen, ob die Hilfen auch als Vollzuschuss des Landes gezahlt werden können. "Die Studierenden sollten nicht in eine Notsituation getrieben werden. Viele scheuen sich davor, ein Darlehen in Anspruch zu nehmen", sagte Schaft. Dies könne aber den finanziellen Engpass verstärken und manch Studierenden vielleicht davon abhalten, sein Studium zu beenden.

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